Schließlich habe ich mich wieder beruhigt und verlasse meine Große. Das Wasser ist mittlerweile schon recht weit abgelaufen, wir stehen schräg am Kai. Auch gut.
Meine Beine führen mich zum Leuchtturm in die Turmkneipe. Schön hier. Richtig urig.
Viel ist nicht los. Trotzdem hocke ich mich in eine Ecke, etwa abseits der wenigen, anderen Gäste. Aufgrund des extrem starken Windes und der Brandung konnte ich mich weder gestern noch heute richtig im Meer waschen und eine öffentliche Dusche gibt es auf Neuwerk nicht. Auf die Idee, meine Solardusche oder einfach eine Pütz zu nutzen sollte ich erst im Nachhinein kommen.
Bald darauf kommt jemand und nimmt meine Bestellung auf.
„Eine Pommes und eine Spezi.“
Ich mag einfach was zwischen die Zähne kriegen. Während ich auf mein Essen warte spitze ich meine Ohren. Belausche ein wenig die Einheimischen, die sich laut und deutlich über ihr Leben auf der Insel unterhalten. Interessant. Manches ist ähnlich wie bei mir – und manches doch so anders. Was so ein wenig Wasser zwischen sich und dem Rest des Landes doch machen können – und was für einen Enormen Einfluss es auf das Leben haben kann.
Abgesehen von mir selbst und den Einheimischen ist nur noch ein Pärchen in der Kneipe. Auch sie haben sich in die hinterste Ecke verzogen. Wenn auch aus eher anderen Gründen…
Schließlich kommt mein Essen.
„Und, wie gefällt’s dir auf Neuwerk?“, werde ich gefragt.
Einen Augenblick verharre ich, bevor ich antworte. Doch dann gebe ich mir einen Ruck, nach den Ereignissen des Nachmittags ist etwas Konversation vermutlich genau das richtige.
Mir gefällt es ausgesprochen gut auf Neuwerk. Die Insel ist eine Perle, eine Oase der Ruhe, ein traumhaft schöner, grüner Flecken inmitten des Wattenmeers. Und der Bauernhafen ist etwas ganz anderes, etwas das ich so als Hafen noch nicht kannte. Am ehesten erinnert er mich an die Marrekrite-Plätze in Friesland – aber eben doch noch mal anders. Schade eigentlich, das ich ihn bei meinem nächsten Besuch nicht anlaufen werde…
Es wird nachgehakt: „Du bist mit deinem eigenen Boot hier her gesegelt?“
„Joa. Wobei – das meiste hat der Diesel gemacht. Aber… ja.“, erwidere ich.
Wir unterhalten uns noch kurz über die Insel, dann bin ich wieder alleine.
Aber nicht lange – kurz darauf stellt man ein kleines Glas mit einer klaren Flüssigkeit vor mich.
„Auf’s Haus.“
Ich blicke auf, will mich bedanken doch ich bin schon wieder alleine. Schulterzuckend ergreife ich das Glas hebe es in Richtung Tresen empor und Schütte mir den Schlucken hinein. Ein Kümmel. Aber überraschender weise recht gut. Den Geschmack von Kümmel mag ich eigentlich nicht. Aber das hier… dieses ein wenig dickflüssige nass, das nur kurz würzig schmeckt… nicht schlecht.
Später öffnet sich die Tür und die Besatzung des Jollenkreuzers kommt herein. Schon wieder so ein Zufall. Es ist das zweite mal in kurzer Zeit das mir dies hier auf der Insel geschieht. Doch sie ist eben nicht groß…
„Moin“, begrüßen sie mich.
„Moin.“
Sie setzen sich dazu und wir beginnen uns, uns zu unterhalten. Über Neuwerk, das Segeln. Und das Revier rund herum. Sie haben viel Erfahrung, seit den 70er Jahren segeln sie hier. Kaum zu glauben. Da sitzt man mit Seglern am Tisch die hier schon gesegelt sind, da waren meine Eltern noch nicht mal erwachsen! Und doch, auch an solcherlei gewöhnt man sich recht schnell, wenn man 23 und Fahrtensegler ist.
Um halb elf, nachdem ich viele Stunden im Leuchtturm gesessen und Spezi’s getrunken habe verlassen wir die Kneipe. Werde sicherlich in Zukunft hier mal wieder rein schauen. Die Pommes haben geschmeckt und die Preise sind vergleichbar mit dem Festland – was mich wahrlich wundert, bedenkt man den sicher nicht geringen Aufwand dies alles hier auf die Insel zu bringen.
Die Ereignisse in diesem Beitrag geschahen am 22.08.2016.
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