Tschüss Wohnung

Am Tag meines Wohnsitzes auf Bea Orca habe ich meine alte Wohnung gekündigt. Doch mit dem Auflösen tat ich mir zunächst schwer. Weniger weil ich an etwas gehangen hätte – sondern schlicht weil es Arbeit war. So wurde die ersten eineinhalb Monate hauptsächlich halbherzig das eine oder andere weggeworfen. Doch mit Anfang März bekam ich so langsam meinen Hintern hoch. Es waren keine zwei Monate mehr – dann würde ich die Wohnung los sein. Bei einigem war noch nicht so ganz klar was daraus werden würde. Doch bei vielem… Wofür hatte ich dies mal gekauft? Warum war es mir einst so wichtig?

Beim durchkramen von ganzen Kisten mit „Andenken“ musste ich feststellen: Bei dem meisten wusste ich nichtmals mehr wo ich es her hatte.

Immerhin, ich habe Glück: Meine Eltern haben ein Haus – und mir erlaubt einige wenige Dinge bei ihnen unterzustellen. Nur: Weder kann noch will ich einfach alles einpacken. Nicht nur das ein größerer Transporter mehr Geld kostet, ich will auch weniger besitzen. Diese Massen an unnötigem Plunder…

Aber wohin damit?

Müll – und das ist erschreckend vieles was man so besitzt – wandert in die Tonne. Natürlich könnte ich versuchen das eine oder andere zu verschenken oder gar zu verkaufen. Doch nun schlägt die Zeit zu. Und auch meine persönliche Faulheit. Ich kann und will einfach nicht jede Kleinigkeit, jedes winzige Dekoteil oder den Inhalt von Überraschungseiern verschenken und verkaufen. Die würde Zeit kosten. Zeit die ich nicht habe und wenn doch, zumindest besser nutzen könnte. Und so wandert vieles in den Abfall.

Auch bei der Kleidung wird aussortiert. Hilfreich ist hier, das tatsächlich so ziemlich alles was ich nicht mehr trage tatsächlich Müll ist und in die Altkleidertonne kann. Mal ehrlich: Warum zum Teufel habe ich eine kaputte Jeans die im Schritt komplett durchgelaufen ist im Schrank liegen gehabt?

Relativ froh bin ich, einige noch gute Möbelstücke bei meinen Eltern abstellen zu können. Man bekommt für Möbel einfach nahezu nichts – und das bei hohen Anschaffungspreisen. So kann eine Schrankwand, eine Waschmaschine, das Bett, eine Eckbank und ein Tisch nach Rheinland-Pfalz. Anders aber beispielsweise das Sofa. Hier erweisen sich für mich Facebookgruppen als große Hilfe. Während über Kleinanzeigenportale wie Ebay-Kleinanzeigen nur vereinzelt Anfragen kommen, größtenteils von Händlern mit unverschämten Preisvorstellungen gibt es hier einige ernsthafte Anfragen von Kaufinteressenten. Irgendwo auch logisch: Auf Kleinanzeigenportalen muss der potentielle Käufer gezielt suchen. Auf Facebook wird es ihm ungefragt gezeigt. So ganz sicher bin ich mir nicht was ich davon halten soll. Einerseits ist es unglaublich praktisch. Andererseits… verleitet es nicht möglicherweiße so manchen zu unüberlegten Käufen?

Letztlich werde ich größere Dinge, die ich nicht einlagern möchte so los. Neben einem Sofa das ich mir vor keinen drei Jahren für viel Geld gekauft habe verkaufe ich auch noch ein iPad, meinen iMac und einige weitere Dinge. Es war der erste Computer den ich mir von selbstverdienten Geld gekauft habe. Sechs Jahre hat er mich treu begleitet und bis letzten Dezember ist jeder einzelne Blogpost auf ihm entstanden. Auch mein Buch „Schnell kann Jeder“ habe ich komplett auf ihm geschrieben. Nur: So ein iMac ist nunmal absolut Bootsuntauglich. Und einen Computer einlagern macht für mich so gar keinen Sinn.

Manches, wie beispielsweise die meisten Bilder die ich in der Wohnung hängen hatte kann ich verschenken.

Doch noch immer stehen die restlichen Möbel. Es ist nicht mehr lange bis mein Vater kommt und wir sie in einen Transporter laden. Nur Murrend mache ich mich daran die Möbel auseinander zu nehmen. Schraube für Schraube, Dübel für Dübel, Nagel für Nagel. Alles will vorsichtig entfernt werden. Ordentlich Arbeit. Warum tut man sich das nochmal an?

Schließlich übermannt mich der innere Schweinehund. Ich verschiebe das letzte Möbelstück aufs kommende Wochenende, wo ich es somit auf den letzten Drücker zusammenbaue. Der letzte Drücker hat natürlich einen klaren Vorteil: Jetzt ist nix mehr mit hinten raus schieben.

Ein großes Problem war für mich meine Büchersammlung. Ich hatte unglaublich viele Bücher. Hatte? Nein, habe. Lange erwog ich sie zu verkaufen. Als mir rebuy, momax und co ihre Angebote auswarfen war für mich aber klar: Da nicht. Ich würde für meine circa zweihundert Bücher nur ein paar Euro bekommen. Da würde ich mir lieber eine Tauschbücherei oder einen guten Zweck suchen der etwas damit anfangen kann. Doch so weit kam es gar nicht. Denn da sind ja noch meine Eltern. Bei denen sollten die Bücher gut verpackt abgestellt werden. Meine Buchsammlung war mir immer wichtig, jedes einzelne Buch habe ich gelesen. Und, mehr noch: Ich erinnere mich an den Inhalt jedes Buches. Spätestens wenn ich es in der Hand halte weiß ich was drinnen steht, wovon es handelt. Mich nicht zwischen verschenken und für wenige Cent verkaufen entscheiden zu müssen war eine unglaubliche Erleichterung für mich. So stehen sie auf dem Dachboden meiner Eltern und ich kann bei Bedarf etwas austauschen wenn ich sie besuche.

Endlich ist es so weit. Das Osterwochenende ist eingetroffen. Donnerstags Abends kommt mein Vater. Am Freitag Vormittag wird eingeladen, bei der Waschmaschine habe ich noch zusätzlich Hilfe besorgt. Sieht man von den Möbeln und BEA ab, ich hätte alles in „meinen“ Smart bekommen – wenn ich ihn nicht Anfang März verkauft hätte. Außerdem ist da ja noch immer die Sache mit meinen Möbeln und BEA. Besonders letztere ist mir wichtig. Aus rein emotionalen Gründen kann und will ich sie einfach nicht weggeben. Sie ist meine Kleine. Ohne sie… ich wäre wohl nicht ans Meer gezogen. Hätte nicht angefangen zu bloggen. Kein Buch geschrieben. Würde nicht auf Bea Orca leben. Ohne sie…. Dieses kleine Schlauchboot mit seinem bunten Segeln hat mein Leben stark verändert. Sie wegzugeben, egal ob verschenken oder verkaufen, ich würde es wohl nicht übers Herzen bringen. Und obgleich ich aktuell mit Bea Orca gerne und viel segle: So ein, zwei Ideen für Törns mit BEA habe ich ja doch noch. Und vielleicht, irgendwann…?

Jedenfalls reichen die Sachen geradeso den Boden des Transporters zu beladen.

Am nächsten Wochenende ist es so weit, ich entsorge die letzten Dinge aus der Wohnung wie beispielsweise eine durchgelegene Matratze. Nochmal gut putzen, dann ist die Wohnung leer und übergabebereit. Wie wohl die Wohnungsübergabe laufen wird? Und wie es sein wird auf dem Boot zu Wohnen ohne eine Wohnung, in die man wenigstens theoretisch gehen könnte?

 

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Sebastian

2 Kommentare

  1. Meinst Du die Bea übersteht die lange Liegezeit ohne Schäden? Ich hätt sie auch weggegeben, jedes Boot hat seine Zeit und mit Bea Orca ist m.M.n. die Zeit von Bea vorbei.
    Besitz belastet, das ist so.

    Gruß, Jörg!

    • Jup, ich bin da recht optimistisch. BEA einfach wegzugeben… ich habe es mir überlegt. Aber ich kann es einfach nicht. Auch belastet mit BEA nicht. Sie macht keine Arbeit, keine Kosten… nimmt bei mir an Bord keinen Platz weg…
      Ich weiß was du meinst. Aber in dem Fall war es für mich keine Option. Wenn ich sie an Deck hätte vernünftig aufbauen können, sie wäre sogar mein Beiboot geworden.
      Viele Grüße,
      Sebastian

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