Bootsversicherung mit Hindernissen

Wer auf seinem Segelboot lebt will dieses auch versichert wissen. Logisch eigentlich. Nun möchte man denken das dies eigentlich gar kein Problem wäre. Es gibt einige Anbieter von Haftpflicht- und Kaskoversicherungen für Sportboote. Mit Kauf von Bea Orca habe ich sowohl eine Haftpflicht- als auch eine Vollkaskoversicherung bei Eerdmans abgeschlossen. Soweit so gut. Nun bin ich nicht nur zwischenzeitig auf meine Große gezogen – ich habe auch einiges in sie investiert. Da wäre nicht nur die Isolation, auch Elektrik, Koch und besonders neue Segel haben Geld gekostet. Und sicher, zwar nicht 1:1 aber eben doch – den Wert meiner Großen erhöht. Klar. Ein Boot mit nigelnagelneuem Segel ist natürlich mehr wert als eines mit 10, 20 oder 30 Jahre alten Lappen.

Die offensichtliche Wertsteigerung in Kombination mit der Wichtigkeit des Bootes für mich veranlasste mich dazu die Versicherung zu kontaktieren zwecks eines Angebotes für eine Versicherung über einen höheren Wert. Ich rechnete eigentlich nicht mit Problemen. Klar, höhere Kosten da das Boot höher Versichert werden sollte. Aber sonst?

Umso überraschter war ich am nächsten Tag per Mail und am Telefon kontaktiert zu werden – und mit einer Frist von 14 Tagen gekündigt zu werden. Der Grund: Das ich auf meinem Boot lebe!

Bitte was? Das ein Sportboot dauerhaft bewohnt ist sorgt schließlich dafür das ein Einbruch oder Diebstahl deutlich riskanter und schwerer ist. Außerdem werden Schäden deutlich wahrscheinlicher bemerkt BEVOR ein teurer Versicherungsfall entsteht. Doch all dies war Eerdmanns egal: Ein dauerhaft bewohntes Boot wolle man nicht versichern.

An dieser Stelle kann ich jedem der längere Zeit auf seinem Boot verbringt aus diesem Grunde nur ausdrücklich von Eerdmans abraten. Was ist mit Langfahrtseglern? Egal ob diese nun noch eine Wohnung an Land haben oder nicht, sie leben letztlich auf ihrem Boot. Mir persönlich wäre es zu riskant. Überspitzt gesagt: Kündigt die Versicherung einem wenn man gerade auf den Kanaren mit Ziel Karibik die Leinen gelöst hat, dann hat man wohl schon ein bis drei Wochen keinerlei Bootsversicherung mehr wenn man auf der anderen Seite ankommt. Mir persönlich wäre bei einer längeren Nutzen eines Bootes eine Versicherung in diesem Hause zu riskant.

Autsch.

Positiv erwähnt sei an dieser Stelle das man mir am Telefon den Tipp gab es mal bei Pantenius zu versuchen. Nun gut – Pantenius ist wohl der Platzhirsch unter den Bootsversicherern in Deutschland. Aber immerhin.

Letztes Jahr hatte Pantenius mir mitgeteilt Bea Orca nicht Kasko versichern zu können. Sie sei einfach zu wenig wert. Wie viel aber ein Boot wert sein müsse damit sie es versichern? Ich wusste es nicht. Und so rief ich einfach an. Aufgrund der Tatsache das ich auf meinem Boot lebe erklärte man mir, das müsse geprüft werden. Man würde sich bei mir melden. Ob das noch am gleichen Tag passieren würde könne man, da es schon Freitag Mittag war, aber nicht versprechen. Aber spätestens am nächsten Werkstag, also kommenden Montag, würde man sich melden!

Der Tag kam und ging. Ohne das ich etwas gehört hätte. Am darauffolgenden Tag rief ich schließlich Pantenius an. Man versprach mir nochmal nachzusehen und würde sich bei mir melden. Nachdem wieder ein Tag vergangen war ohne das ich etwas gehört hatte rief ich erneut an. Nur um nun erklärt zu bekommen man wisse nicht was ich wolle. Man hätte mir doch im Vorjahr ein Angebot gemacht und erklärt das Kasko aufgrund des Bootswertes nicht möglich sei! Neue Segel, Kocher, Isolation, Elektrik… Das ist alles nur Werterhalt. Das ein Boot direkt vor diesen „Werterhaltmaßnahmen“ allerdings natürlich weniger wert ist als nach eben diesen? Nein, das konnte sich der Pantenius-Mitarbeiter nicht vorstellen. Für mich unverständlich. Natürlich ist mir klar das man Investitionen in ein Boot nicht 1:1 wieder bekommt. Aber sie gleich als wertlos hinzustellen? Eine Wertsteigerung des Bootes wolle man nur mit entsprechendem Gutachten akzeptieren. Doch, so fügte man hinzu, selbst dann würde der angegebene Bootswert nicht reichen. Für eine Kaskoversicherung müsse das Boot mindestens 15.000 bis 20.000 Euro wert sein.

Immerhin: Auf dem Boot zu leben ist für Pantenius kein Grund jemanden nicht zu versichern. Mehr noch: Es wäre vorstellbar das die Versicherung dann günstiger wäre bzw. man auch ein etwas günstigeres Boot versichert! Immerhin würden sich ja einige Risiken einer Kaskoversicherung durch das Bewohnen des Bootes minimieren! Danke.

Bei Bedarf Hilfe rufen zu können ohne sich um Geld Gedanken machen zu müssen: Gold wert…

Trotzdem war nun schon wertvolle Zeit vergangen. Verloren, da man es nicht für nötig gehalten hatte mich (wie versprochen) zu kontaktieren. Und sei es auch nur um mir zu sagen das man mir kein neues, den veränderten Bedingungen angepasstes Angebot machen mag.

Aufgrund positiver Berichte auf Facebook kontaktierte ich nun die Bavaria Yachtversicherung. Diese hat übrigens nichts mit der Werft zu tun. Naja – außer so manchem versicherten Boot, nehme ich mal an.

Jedenfalls rief ich an. Ein bewohntes Boot? Ob ich es auch gelegentlich bewege? Nun, dann ist es doch egal ob ich darauf wohne. Auch das Bea Orca finanziell nicht ewig viel wert ist wurde als kein Problem bezeichnet. Erleichterung machte sich breit in mir. Eine wie mir schien gute Versicherung gefunden. Die mich versichern würde. Ich gab meine Daten durch, man versprach mir ein Angebot zuzuschicken. Und so begann ich zu warten. Und zu warten. Und zu warten.

Nach mehreren Tagen hatte ich noch immer keine Mail. Aber vielleicht würde ja Anfang der kommenden Woche etwas im Postfach liegen? Kann ja sein das die mir direkt einen Vertrag zum unterschreiben zuschicken. Eben ganz altmodisch.

Nachdem ich nur noch wenige Tage Restlaufzeit der Versicherung bei Eerdmanns hatte rief ich erneut bei Bavaria an.

Und: Wurde nun wirklich verärgert. Es tue ihnen leid, doch die Kombination aus Bootsalter, Bootswert und Nutzungsweise würde keine Kaskoversicherung bei ihnen ermöglichen. Zunächst finde ich es auch hier seltsam das angeblich das bewohnen des Bootes ein (Teil)grund für die Ablehnung war. Es sei somit jedem nahegelegt der längere Zeiten auf seinem Boot verbringt und bei Bavaria versichert ist zumindest dies abzuklären. Anders als bei Eerdmans bin ich mir hier aber nicht sicher ob dies prinzipiell nicht versichert wurde oder hier nur ein Teilgrund war. Was mich aber wirklich maßlos enttäuschte: Die zweite große Versicherung die es nichtmals nötig gehabt hatte – trotz wissen über die Dringlichkeit für mich – mich über die Absage von selbst zu informieren. Dies ist einfach keine Art und Weise. Auch wenn sie mich heute nicht versichern „können“ – nach dieser Erfahrung werde ich mir sowohl bei Pantenius als auch bei Bavaria eine zukünftige Versicherung zumindest zweimal überlegen. So geht man nicht mit potentiellen Kunden um.

Als nächstes rief ich bei Schomacker an.

Du wohnst auf deinem Boot? Ist uns doch egal. Interessiert nicht. Man versprach mir ein Angebot zukommen zu lassen. Was auch tatsächlich geschah. Einen Tag vor Ablauf meiner Versicherung bei Eerdmans hatte ich endlich ein Angebot für eine Kasko- und Haftpflichtversicherung. Aufatmen. Bis ich es las. Einerseits wurde um ein Gutachten gebeten. Bitte was? Nun, ein Telefonat später war klar: Das „Gutachten“ könne ich auch selbst ausstellen. Zusammen mit ein paar Bildern die den aktuellen Zustand dokumentieren würde das reichen. Gut. Dummerweise sollte dieses „Gutachten“ zusammen mit den Bildern die Grundlage sein, ob man mich überhaupt versichert. Gerne hätte ich weiter mit Schomacker gemacht, die Mitarbeiter waren Freundlich, die Bedingungen gut, das Angebot fair. Dummerweise wurde nun wirklich die Zeit knapp. Und so griff ich zu einer Versicherung die mir von einem befreundeten Segler empfohlen wurde. Gallion. Online ausfüllen, abschicken, fertig. Sofortiger Versicherungsschutz, ein paar Tage später auch alles schriftlich… top. Nicht nur in den Vertragsbedingungen steht nichts bezüglich wohnen an Bord – auch am Telefon wurde mir bestätigt das dies für die Versicherung nicht relevant sei.

Hilfe wenn man Hilfe braucht. Gold wert.

Zusammengefasst:

Wer längere Zeit auf seinem Boot verbringen will sollte dies definitiv mit der Bootsversicherung abklären. Man mag es kaum glauben, alleine schon in Anbetracht von Langfahrtseglern, doch dies kann für eine Versicherung einen Kündigungsgrund darstellen. Von Eerdmans würde ich in diesem Kontext komplett abraten. Hier habe ich die Information bekommen das man bewohnte Boote prinzipiell nicht versichern würde.

Für Bavaria Yachtversicherung war es laut Aussage am Telefon zumindest ein Teilgrund für die Absage. Hier kann ich mir aber auch vorstellen das dies ggf. einfach nur dazu gesagt wurde und letztlich Alter und Bootswert den eigentlichen Ausschlag gaben. Genauso wie bei Pantenius tue ich mir aber bei beiden Versicherungen mit der Kommunikation schwer. Dies kann aber selbstredend auch persönliches Pech gewesen sein – was ich sogar fast vermute. Sowohl Pantenius als auch Bavaria haben unter Segler einen sehr guten Ruf und sind sicherlich nicht die letzte Wahl. Bei Pantenius kommt hinzu, dass das Bewohnen des Bootes definitiv KEIN Grund ist eine Versicherung zu kündigen bzw. nicht abzuschließen. Vielmehr wurde es am Telefon sogar für möglich erachtet eine Kaskoversicherung günstiger anzubieten – so das Boot eben „genug“ wert ist. Trotzdem würde ich hier bei Wohnen an Bord und/oder Langfahrt der Versicherung dies mitteilen. Und sei es auch nur zur Sicherheit.

Schomacker machte soweit einen guten Eindruck. Wäre die Zeit nicht knapp geworden, ich wäre nun vielleicht bei ihnen versichert. Wobei ich natürlich nicht abschließend sagen kann ob man mich tatsächlich versichert hätte, da diese Entscheidung von den Fotos und dem „Gutachten“ abgehangen hätte.

Bei Gallion ist das ganze sehr unproblematisch und schnell möglich. Über den Preis kann man auch nicht meckern. Bei Recherchen habe ich hier unterschiedlichste Erfahrungen gefunden. Von „problemlose Schadensabwicklung“ bis „Katastrophe“. Eigene Erfahrungen habe ich hier natürlich nicht.

Und last but not least: Einfach nichts sagen halte ich für keine Lösung. Gerade wer auf seinem Boot lebt, wohlmöglich keine Wohnung/Haus im Hintergrund hat will sein Boot gut versichert wissen. Auch ohne eigenes Verschulden kann schnell etwas passieren. So ist am 12.05. das Rigg eines Nachbarbootes in das Rigg von Bea Orca gestürzt. Natürlich ist dies erstmal ein Fall für die Haftpflicht es anderen. Doch was wenn ich nicht da gewesen wäre, wohlmöglich der andere verschwunden wäre? Oder er keine hätte und nicht zahlungsfähig wäre? Eine Versicherung die sich im Schadensfall wohlmöglich rausredet weil man an Bord lebt oder einen jederzeit zu kündigen droht weil man eben dies tut würde mich nicht beruhigen. Also: Lieber mit offenen Karten spielen.

 

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Sebastian

7 Kommentare

  1. Mal ne andere Frage: Hast du den Riggschaden (ich nehme mal an es gab bei dir einen Schaden) von der Haftpflicht des Nachbarn schon ersetzt bekommen? Meistens springt die Bootshaftpflicht ja nur ein, wenn ein direktes Verschulden des Eigners nachzuweisen ist, der also z.B. im Kran seinen Mast nicht vernünftig sichert und der dann aus dem Kran auf dein Boot fällt. Wenn aber z.B. bei Starkwind ein Want nachgibt oder so, während der Eigner gar nicht da ist, zahlt dessen Haftpflicht deinen Schaden eher nicht. Da kannst du dann froh sein, wenn du selbst eine Kasko hast.
    Das ist also grundsätzlich anders als zb. bei der Kfz-Haftpflicht. Klingt erstmal überraschend und erschreckend, ist aber wohl tatsächlich so. Zumindest soweit ich informiert bin, ich bin allerdings kein Versicherungsexperte.
    Also, bloss nicht auf Kasko verzichten, wenn du auf dein Obdach angewiesen bist, irgendwas passieren kann da immer.

    Schöner Blog übrigens, lese ich jetzt schon seit deinem Umzug mit und ich freu mich immer, wenn du was neues postest.
    LG Carsten

    • Moin,
      gerade heute ist ein neuer Artikel online gegangen in dem ich von dem Schaden berichte. Beim schreiben des Artikels wusste ich ja noch nicht was letztlich raus kommt. Ergebnis des Riggchecks war ein schadhaftes Vorstag. Allerdings nicht durch den Vorfall – sondern schlicht eine Materialermüdung/Alterungserscheinung. Somit geht das auf meine Kosten.
      Prinzipiell aber: Ja, wer auf seinem Boot lebt sollte schon irgendwie versuchen eine Kasko zu haben. Mir war das wichtig – und ich habe daher eine. War hier aber (zum Glück!) nicht nötig. 🙂
      Viele Grüße,
      Sebastian

  2. Sollte der ev. Umweltschaden nicht von der Haftpflicht übernommen werden?

    • Wie kommst du auf Umweltschaden? Wenn mein Boot untergeht oder Abfackelt oder gestohlen wird oder… bin ich erstmal Obdachlos. Und ein neues Gebrauchtboot zahlt mir die eigene Haftpflicht nicht… 😉

  3. Hi Sebastian. Schön, ehrlich und fair hast du deine Erfahrungen mit den Versicherern zusammengefasst.
    Ruf mich die Tage mal an, dann kann ich dir noch ein paar Punkte nennen die du in den Bedingungen noch kontrollieren solltest – bin selbst beinahe auf zwei Punkte reingefallen.

    @Hinnerk: Ich würde bei Schiffen -gerade mit Motor- immer versuchen eine VK abzuschließen – allein die Gewässerschäden nach einem Sinken des Schiffes….. Bis demnächst

    P.S. Sind dieses Jahr wieder zwei Wochen mit der ETAP unterwegs und freuen uns riesig wieder auf Kleinbootsegeln.
    Sieht man sich zur KiWo?

    Grüße
    Euer Martin

  4. Wohnen ist für viele Versicherungen vermutlich kein bestimmungsgemäßer Gebrauch eines „Sport“-Bootes. Ich bin tatsächlich überrascht, dass Du Dein Schiff überhaupt Kasko versicherst. Zu welcher Taxe und wie lange dauert es, bis du diese Taxe in Prämien abbezahlt hast?

    • Naja, warum sollten sie nicht? Letztlich minimieren sich die großen Risiken sogar. Einbruch, Diebstahl, Feuer, Wassereinbruch… all das wird bei einem bewohnten Boot schwerer respektive schneller bemerkt und damit potentiell gestoppt. Was zumindest Pantenius ähnlich gesehen hat.
      Ich zahle für Kasko + Haftpflicht… rund 150€/Jahr. Versichert ist das Boot auf 7500, mit privaten Gegenständen 10.000€. Da kann ich schon seeeehr lange segeln und an Bord leben bevor ich die Summe der Kasko raus habe. 🙂
      Viele Grüße,
      Sebastian

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