
Hier wohne ich.
Vor kurzem stellte ich im ersten Teil bereits fünf Aspekte des Lebens an Land und an Bord gegenüber. Das Leben auf einem kleinen Segelboot ist gar nicht so anders und aufregend wie man es vielleicht im ersten Augenblick denken würde. Trotzdem gibt es ein paar Unterschiede. Hier die nächsten Fünf Gegenüberstellungen.
Strom(verbrauch):
Landleben:
Strom bezahlt man automatisch jeden Monat. Dabei hat man für gewöhlich eine Auswahl an Stromversorgern, kann sich gar aussuchen welche Stromquellen man mit seinem Geld unterstützen mag. Hierfür bezahlt man eine gewisse Grundgebühr sowie ein paar Cent pro Kilowattstunde. Der Durchschnittliche Singlehaushalt hat einen Stromverbrauch von ca. 2200 kWh. Strom kommt aus der Leitung so viel man braucht, höchstens eine rausgeflogene Sicherung unterbricht ihn kurz. Je nach Verbrauch bekommt man am Ende des Jahres etwas Geld zurück oder muss nachzahlen. Bei einem vernünftig kalkulierten Verbrauch sollte sich aber beides in Grenzen halten.
Leben an Bord:
Im Hafen kaufe ich meinen Strom vom Hafen. Dabei bezahle ich pro kWh deutlich mehr als an Land. 40 Cent kostet mich jede Kilowattstunde. Hätte ich den an Land durchschnittlichen Stromverbrauch, ich würde im Jahr mehr für Strom denn für den eigentlichen Liegeplatz bezahlen! Aber: Solange ich nicht mit Strom heize ist der Verbrauch wirklich überschaubar. Der Laptop ist der wohl größte Einzelverbraucher. Auch die Dieselheizung frisst etwas Strom. Aber sonst? Kein Geschirrspüler, keine Waschmaschine, kein Fernseher, keine Konsolen, ja, nichtmals ein Kühlschrank. Auch gekocht wird Stromlos. Im Sommer hatte ich Stromkosten von etwa zwei Euro im Monat.
Hinzu kommen die zwei 50 Watt Solarpanelen auf meiner Sprayhood. Auch sie produzieren Strom. Auf Dauer hoffe ich zumindest außerhalb der Hafens komplett stromautark zu werden.
Wasser:
Landleben:
Was soll man groß über Wasser schreiben? Wenn man den Hahn aufdreht dann läuft es so lange bis man ihn wieder zu dreht. Bezahlt wird es häufig mit der Miete.
Leben an Bord:
Auch ich bezahle das Wasser mit dem Liegeplatz. Dies ist somit wie auch an Land, kann aber in anderen Häfen schon wieder anders sein. Aber: Wenn ich den Hahn an Bord aufdrehe – passiert nichts. Die elektrische Pumpe – genauer: Pumpen, denn ich habe zwei Probiert – sind raus geflogen, gingen mir zu schnell kaputt. Will ich fließendes Wasser, so betätige ich mit dem Fuß die dafür eingebaute Fußpumpe. Erst dann läuft es.
Vorausgesetzt ich habe noch Wasser im Tank. Denn Bea Orca hängt nicht direkt am Wassernetz. Wasser kann ich während der Saison (April bis Oktober) am Steg „tanken“. Einfach den Deckel nahe des Bugs öffnen, Schlauch rein und Wasser rein laufen lassen. Davor noch kurz das Boot abspritzen, das warme Wasser das im Schlauch gestanden hat mag ich nicht rein lassen. Man merkt recht bald den Temperaturunterschied. Um Keimbildung zu vermeiden kommt noch ein wenig Chemie dazu und ich habe wieder für über einen Monat Wasser. Denn der Verbrauch ist durch das Fehlen von Geschirrspüler, Waschmaschine, Dusche und Klo überschaubar.
Kochen (& Backen):
Landleben:
Hat man Lust, so kann man aufwendig kochen. Zahlreiche Küchengeräte wie Herd, Backofen, Küchenmaschine und vieles mehr stehen einem zur Verfügung. Muss es hingegen schnell gehen, so wirft man eben eine Pizza in den Backofen oder macht sich ein Fertiggericht. Bleibt etwas übrig so stellt man es bis zum nächsten Tag in den Kühlschrank und isst es dann. Einfach und schnell. Gerade als Single greift man da öfters zu Fertiggerichten als man sich selbst eingestehen mag. Es ist eben bequem.
Leben an Bord:
Kein Backofen, kein Kühlschrank, keine Küchenmaschine. Geknetet wird mit den Händen, gekocht auf einem Spirituskocher mit zwei Flammen. Die einzigen elektrischen Küchengeräte sind eine Batteriebetriebene Waage sowie ein altes Waffeleisen. Einen richtigen Backofen habe ich nicht, gebacken wird in einem Omnia-Campingbackofen auf dem Kocher. Die Kochmöglichkeiten sind also vergleichsweise eingeschränkt. Und auch das aufbewahren ist ohne Kühlschrank nicht immer ganz so einfach. Dementsprechend koche und backe ich bedeutend öffters frisch. Muss es schnell gehen gibt es auch mal nur was kaltes oder aber einfache Gerichte wie Nudeln mit Tomaten(soße) oder ein Chili.
Alles in allem koche und backe ich an Bord trotzdem (oder gerade deswegen) abwechslungsreicher. Es fordert meine Kreativität mehr und macht mir mehr Spaß. Hinzu kommt das Fertiggerichte, so man nicht auf Dosen und Tüten zurück greifen mag (bei Tüten habe ich mir während meiner Törns im Schlauchsegelboot einen Ekel angefressen), kaum geeignet sind. Alles was gebacken werden muss geht nicht. Und was kühl gelagert werden muss ist ebenfalls höchstens frisch gekauft möglich.
Internet

Eh viel Schöner als ständig in den Bildschirm starren.
Landleben:
Nicht überall aber doch mittlerweile an den meisten Orten in Deutschland ist schnelles Internet kein Problem mehr. Surfen so lang und so viel man will. Ein Datenvolumen wie man es vom Mobilfunk kennt gibt es nicht. Über ein ständig aktives W-Lan hat man, ganz egal wo zuhause man gerade ist stabiles Internet. Und dank Verschlüsselung sind die Daten sicher.
Leben an Bord:
DSL? Gibt es für mich nicht. Einen guten Teil meines Internets „sponsort“ mit mir das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur. Denn diese haben in der Nähe des Hafens einen offenen Hotspot. Maximal sechs Stunden am Tag sowie nicht mehr als 1 Gigabyte Internet kann ich darüber bekommen. Während die Zeit kaum ein Problem ist kann der Gigabyte schonmal recht einschränkend sein. Größere Updates oder ein Video hochladen ist damit kaum möglich. Zudem ist der Empfang hier weiter hinten im Hafen bescheiden, wenn dann noch ein paar Andere im W-Lan sind geht es schonmal in die Knie. Für mich als Blogger natürlich ärgerlich – dies passiert schon fast aus prinzip wenn ich gerade einen neuen Beitrag im CMS in Form bringen oder veröffentlichen will.
Ein weiterer Punkt ist die Datensicherheit. Es ist nunmal ein öffentlicher Wlanhotspot. Sensiblere Daten wie beim Onlinebanking mag man darüber nicht versenden.
Schlafen:
Landleben:
Quatsch Hausen – was die Leute vergessen ist die Freiheit die dir da geschenkt wird. Und ich liebe die Einfachheit – nicht den ganzen Müll des Wohlstandes. Ich glaube aber auch Sebastian, dass ein etwas größeres Schiff da doch deutlich mehr Konfort bietet. Ich lebe nun schon seit 3 Jahren auf unterschiedlichen Booten. Nun habe ich mir eine One Tonner aus den 1979 Jahren wieder aufgeabeitet. Der Kahn ist 35 Fuss und ich liege in den Niederlanden in der Westershelde direkt am Meer. Dort habe ich den Komfort der Dir noch fehlt. Aber Du bist noch jung – und da geht das. Mach Deinen Weg und lass Dich nicht jeck machen
Liebe Grüße Frank
Wenn Du mal mein Boot sehen willst und die Geschichte schreib Email ich schicke Dir dann den Blog – ist aber noch in der Anfangsphase – bin da nicht so geübt.
Das ist mehr hausen als wohnen.
Einzig ich kann das bewerten. Und ich wohne auf meinem Boot, fühle mich hier absolut wohl. Zuhause.