Nachdem ich dem Weg Richtung Norden ein Stück gefolgt bin entschließe ich mich dazu wieder auf dem Schnellsten Wege zum Meer zu laufen. Und der Schnellste Weg führt durchs Buschland und über die Dünen. Praktischerweise entdecke ich einen Pfad dem ich folgen kann. Etwa auf halbem Wege entdecke ich einige Muscheln. Nicht die 0-8-15 Dinger, die zu hunderttausenden am strand liegen sondern schöne, große. Kurzerhand leere ich den restlichen Inhalt der Plastiktüte, in der ich mein Essen hatte in meine Umhängetasche und beginne die Muscheln aufzusammeln.
Glücklich erreiche ich das Meer. Es ist einfach toll hier. Trotzdem war ich froh auch ein wenig ins Inselinnere gegangen zu sein – und würde es wohl auch wieder machen. Die Abwechselung macht’s noch schöner. Hier draußen warteten viele weitere Muschelschalen auf mich. Die meisten waren zerbrochen oder nichts besonderes aber ein Paar fanden ihren Weg in meine Plastiktüte. Während meine Augen zwischen Meer, dem Boden und den Dünen hin- und her springen bin ich voll und ganz im hier und jetzt. Gestern? Egal. Morgen? Wen interessiertes? Hier und jetzt war alles gut und ich war glücklich darüber.
Abgesehen von mir waren nur ein paar Einheimische mit ihren Geländewaagen in dieser Ecke des Strandes unterwegs. Warum die hier rum düsen? Keine Ahnung. War mich aber auch recht egal.
Ich weis auch nicht wie lange ich dem Strand gefolgt bin, bevor es wieder hoch auf die Dünen ging. Doch was ich auf der anderen Seite sehe gefällt mir nicht so gut. Hotels, Touristenhäuser, ein Campingplatz…. Doch dafür wartet eine Überraschung auf mich: Ein Vogel rennt hier herum. Und kein einheimischer – es erinnerte mich irgendwie an ein Truthahn. Woher das Tier wohl kam? Ich befürchte irgendwie, aus einer der Hotelküchen…
Doch der Vogel scheint Angst vor mir zu haben, also wieder runter zum Strand. Nach wenigen Meter stoße ich auf eine Straße die ins Inselinnere führt – und folge ihr. Nachdem ich einen Campingplatz überquert habe ende ich in einem Wald – und habe mich verlaufen. Nicht aber habe ich die Orientierung verloren!
Im Wald laufe ich immer wieder an Touristen auf Fahrrädern vorbei und sehe sogar eine Gruppe Einheimischer die auf einem Fußballplatz Fußball spielen. Plötzlich bin ich aus dem Wald raus und stehe mitten in einem Feld voll dieser Büsche mit Dornen. Die einzige Möglichkeit hier durch zu kommen ist ein schmaler Pfad. Auf einem Hügel geht das „Buschland“ wieder in den Wald über. Als ich zurück blicke bemerke ich, wie schön diese Ecke doch ist. Klasse! Aber wieder finden würde ich sie wohl nicht – ich habe nicht den blassesten Schimmer wo genau ich da war.
Wie schon gesagt – ich wusste nicht wo ich war, hatte aber noch meine Orientierung. Ich wusste immer – zumindest grob – ob ich gerade nach Norden, Süden, Osten oder Westen laufe. Und es hat gereicht – plötzlich, kurz nachdem ich den Wald endgültig verlassen habe bin ich da, wo ich schon mal war: Bei meinem Freund! Nach einer weiteren, kurzen Unterhaltung war es an der Zeit sich endgültig zu verabschieden. Beim weggehen werfe ich noch mal einen Blick zurück. Da stand er, ganz nachdenklich. Anstatt des Weges zum Strand und dann gegen den Wind zum Yachthafen hatte ich mich beschlossen dem Weg in die andere Richtung zu folgen. Es sollte mich zum gleichen Ziel führen – ohne gegen den Wind laufen zu müssen. Dabei komme ich am Pferdehof vorbei – und, siehe da, ich hatte recht: Isländer!
Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung bis in den Yachthafen. Doch auch dort würde ich nicht lange bleiben – ich wollte mir noch die Stadt ansehen. Und, kaum bin ich dort angekommen gehe ich noch mal ins VVV. Aus irgend einem Grund hatte ich gehofft jetzt eine Karte zu finden. Aber nöh – das war nix. Aber noch war gut Zeit bevor die Fähre ablegen würde – und davor musste sie ja erstmal anlegen. Also gleich die erste Straße Weg von der Hauptstraße und… Huch? Was ist das?
Ich hatte ein wundervolles Dorf erwartet, so richtig touristisch. Aber hie war es nicht schön. Die meisten Häuser waren alt – und fast schon heruntergekommen. Also ging es kurz darauf wieder nach links und ich stehe auf der Hauptstraße. Ja – das ist schon ehr was ich mir vorgestellt habe.
Plötzlich werde ich von einer Frau angesprochen – ob ich Deutsch oder Englisch könne. Klar kann ich das! Das gute: Sie dachte tatsächlich ich wäre von hier (hat sie gesagt). Das schlechte daran: Ich war’s nicht – und hatte nicht den blassesten Schimmer wo die Straße war, die sie suchte. Wie auch – ich wusste ja nicht mal den Straßennamen der Straße, auf der ich gerade war.
Ganz gemütlich geht es zurück zum Fährhafen. Auch wen ich nur langsam laufe dauert es nicht lange – ist ja gleich um die Ecke. In 50 Minuten wird die Fähre ablegen. Ich Beschließe einfach hier zu bleiben, ein wenig aufs Meer heraus zu blicken und ein paar Notizen für den Blog zu machen. Alternativ hätte ich auch noch mal kurz zum Strand und wieder zurück laufen können. Aber sich ruhig hinsetzen und die Aussicht genießen war einfach gerade verlockender. Sicher, es war bewölkt. Und ja, ich wäre viel lieber mit einem eigenen (seegängigen) Boot den Rückweg angetreten. Aber ich musste die Fähre nehmen. Aber das war nicht wichtig. Ich war hier – gleich an der See, auf einer wunderschönen Insel. Und bald würde ich wieder auf See sein. Und morgen, ja, morgen, wenn alles gut gehen sollte, dann würde ich die Leinen Lösen und wieder, selbst das Steuer in der Hand, meine Reise auf dem Wasser fortsetzen. Ich war glücklich. Ich war am Meer. Und das war alles, das wichtig war.
Die Ereignisse in diesem Teil geschahen am 15.03.2015
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