Ich bin absolut begeisterter Segler. Klar, immerhin wohne ich mittlerweile sogar offiziell auf meinem Segelboot! Über meine wirklich ersten Schritte habe ich allerdings nie großartig berichtet (nur mal hier kurz erwähnt) – auch, weil sie mir schon so weit entfernt vorkommen. Daher habe ich mir jemanden gesucht, der über seine ersten Segelerfahrungen berichten mag! Herausgekommen ist ein herrlicher Gastbeitrag von Wolfgang von reiseblitz.com – aber seht selbst, was passiert, wenn ein Nichtsegler segelt:
Eine dunkle Wolke schiebt sich langsam über den Scharmützelsee. Sie bringt Wind mit und unser Segel beginnt, sich aufzublähen. Das Boot neigt sich unter der ersten Böe und erst langsam, dann immer schneller nehmen wir Fahrt auf. Der Rumpf pflügt durch die leichten Wellen. Wir nähern uns rasant der orangefarbenen Boje, die es nun zu umfahren gilt. „Klar zur Wende!“ schallt es von achtern und schon reißt unser Skipper das Steuer herum. Gerade noch rechtzeitig ziehen wir die Köpfe ein. Dann fegt der Großbaum über uns hinweg und reißt das Segel auf die andere Schiffsseite. Mit vollem Wind von hinten schießen wir der Ziellinie entgegen. In einem Fotofinish überqueren wir sie nur Zentimeter vor dem nachfolgenden Boot.

Für mich ist es die erste Segelerfahrung im Rahmen einer Firmenveranstaltung. Erfahrene Segler sind mit absoluten Anfängern zusammengewürfelt, um möglichst ausgeglichene Teams zu erhalten. Das zahlt sich aus. Obwohl ich keine Ahnung habe, kann ich mich an Bord nützlich machen. Ich folge einfach den Rufen und Anweisungen der Profis. „Zieh an der roten Leine!“, „Jetzt feste kurbeln!“, „Kopf einziehen!“.
Die größte Herausforderung für Neulinge ist allerdings zunächst nicht die Technik. Es ist vielmehr die Segelsprache, die es erst einmal zu verstehen gilt. Steuerbord und backbord sind die Klassiker. Dafür lege ich mir schnell eine Eselsbrücke zurecht: Ich bin Rechtshänder, daher halte ich das Steuerrad mit der rechten Hand. Steuerbord ist also rechts.
Schnell finde ich mich auch in die übrigen Begrifflichkeiten ein und das Segeln macht mir richtig Spaß. Viel zu schnell geht der Tag vorbei.
Vom See auf die See
Nachdem ich bei diesem Erlebnis Blut geleckt habe, melde ich mich auch für die nächste Veranstaltung an. Dieses Mal wird’s ernst: Es geht hinaus auf die Ostsee. Über Hamburg reisen wir nach Heiligenhafen, wo unser firmeninterner Segelcup dieses Jahr stattfindet.
Die erste Änderung ist schnell ersichtlich: Das kleine, offene Laser-Segelboot vom Scharmützelsee ist Geschichte. Wir tauschen es gegen eine echte Segelyacht, die Divine Caroline – eine Hanse 430e. „Moin, moin“, schallt es uns von Deck entgegen. Thomas, unser Skipper, ist gebürtiger Heiligenhafener und ein waschechter Seebär. Seit Kindestagen segelt er und konnte schon mehrere Yachten sein Eigen nennen.
Zunächst bringen wir unser Gepäck in die Kajüten. Diesmal werden wir nämlich auch auf den Schiffen übernachten. Dann erklärt uns Thomas das Boot. Hier gilt es deutlich mehr Taue, Kurbeln und Segel zu bedienen. Nach einer kurzen Übersicht brechen wir auf zur ersten Übungsfahrt. Aus dem Hafen fahren wir noch mit Motorkraft. Dann geht es los, unser Skipper stellt die Schiffsschraube ab.
Gut, dass ich letztes Jahr schon einen Sprachkurs bekommen habe. Wir hissen die Groß und nehmen langsam Fahrt auf. Erst eine Wende, dann eine Halse. Dazu fieren wir die Genua. Dann holen wir die Groß. Dadurch erhöht sich die Krängung der Yacht. Nichts verstanden? Das kommt mit der Zeit. Das Groß ist das Hauptsegel, die Genua das Vorsegel. Holen und fieren bedeutet heranziehen beziehungsweise locker lassen. Die Krängung ist die Neigung des Schiffes, die durch den Druck des Winds auf das Segel entsteht.

Rasch merken wir, dass die Yachten mit ihren großen Segeln deutlich schneller unterwegs sind. Das Hauptsegel alleine hat immerhin eine Fläche von knapp 65 m² – größer als manche Wohnung. Und so pflügen wir durch die Ostsee, um uns mit der Divine Caroline vertraut zu machen. Es ist einfach herrlich. Die salzige Luft, der Fahrtwind, der Himmel und das Meer blau in blau – langsam wird mir klar, warum die Segler ihr Hobby so lieben. Thomas gibt uns klare Anweisungen, sodass wir das Boot schnell in den Griff bekommen.
Nach etwa einer Stunde auf See erreichen wir die Fehmarnsundbrücke. Sie verbindet die Insel Fehmarn mit dem Festland. Mit unserem 18-Meter-Mast passen wir gerade so darunter durch. Die Brücke markiert den weitesten Punkt unserer heutigen Übungstour. Wir wenden und segeln gemütlich zurück in den Hafen.
Am Abend beziehen wir unsere Kajüten. Wir sind in Doppelbelegung untergebracht und plaudern noch ein wenig, bevor das Licht ausgeht. Es ist ungewohnt, an Bord zu übernachten. Das leichte Schaukeln, das Gluckern und Platschen der Wellen, das Rauschen des Windes im Tauwerk der Boote – viele unbekannte Geräusche machen das Einschlafen zunächst schwierig. Dann übermannt mich aber doch die Müdigkeit.
Eine heimliche Regatta
Am nächsten Morgen heißt es früh raus aus den Federn. Um 6:15 Uhr stehe ich im Waschhaus an Land unter der Dusche und versuche erst mal, wach zu werden. Nach einem guten Frühstück geht es dann in den Wettkampf.

Eine richtige Regatta bei den Hafenbehörden anzumelden ist wohl etwas aufwändiger. Daher ist unsere Tour als sogenannte Tonnenschaufahrt registriert. Tonnen sind große Bojen, die in der Schifffahrt als Navigationshilfe dienen. Sie sind auch unsere Orientierungspunkte für die „Rennstrecke“.
Zunächst läuft es richtig gut. Unsere Yachten sind bauartbedingt unterschiedlich schnell. Deshalb werden uns verschiedene Startzeiten zugeteilt. So bekommen die etwas langsameren Boote einen kleinen Vorsprung. Während wir warten, müssen wir in Fahrt bleiben, um dann schnell loszukommen. Die Kunst besteht also darin, so um die Startlinie herumzukreuzen, dass wir sie möglichst pünktlich überqueren. Wir treffen unsere Startzeit ziemlich genau und holen rasch auf.
Doch dann kommt es zum folgenschweren Ereignis, dem Albtraum eines jeden Segelregattafahrers: Eine totale Flaute. Plötzlich regt sich kaum noch ein Lüftchen und wir kommen langsam zum Stillstand. Anstatt auf die letzte Tonne zuzufahren, treibt uns die Strömung immer weiter von ihr weg. Thomas gibt alles. Unablässig versucht er, den minimalen Wind bestmöglich zu nutzen und tatsächlich gelingt es uns nach mehreren Anläufen doch, die letzte Tonne zu umrunden.
Mehr treibend als segelnd bewegen wir uns zurück in Richtung Ziellinie. Als wir diese dann endlich überqueren, erfahren wir, dass wir immerhin noch Vorletzter geworden sind. Die Flaute hat also nicht nur uns erwischt – zumindest ein kleiner Trost.
Bei der Siegerehrung gehen wir zwar leer aus, dennoch war es ein unvergleichliches Erlebnis! Die raue Ostsee, das tolle Gefühl, sich nur mit der Kraft der Natur fortzubewegen sowie die Fingerfertigkeit, die es fürs Segeln braucht – wer es noch nie ausprobiert hat, dem sei ein Segelausflug wärmstens empfohlen. Ich für meinen Teil werde mich sicher mal wieder aufs Wasser wagen, mir hat es sehr viel Spaß gemacht!

Um die meist knappe Zeit am Reiseziel bestmöglich zu nutzen, ist gute Organisation für Wolfgang und Jessica oberstes Gebot. Auf reiseblitz.com berichten sie von ihren effizienten Kurz- und Rundreisen um die ganze Welt.
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…da ist bei mir die Ex-Freundin Schuld 😉 Der Vater war Segellehrer…so ging es los…das ist nun über 20 Jahre her…
So kann es gehen.. 😀