Leben auf einem kleinen Boot: Das heißt Basteln. Und Basteln – Basteln heißt Improvisieren. Häufig gibt es keine zum Boot passenden Lösungen. Oder sie sind zu teuer. Oder aber man hat spontan eine Idee, die man mit den Mitteln an Bord umsetzen will. So oder so: Kreativität ist gefragt.
Mein erstes Bastelprojekt nach meinem Umzug auf mein Boot war ein Bücherregal. Zugegeben: Ein Luxusprojekt. Und doch eines, das ich nicht missen wollen würde. Es trägt maßgeblich zur Wohnlichkeit bei. Ich freue mich jedes mal, wenn ich hin sehe. Ursprünglich war dieser Bereich zum Aufhängen von Kleidung vorgesehen. Ich dachte über Ölzeug nach. Nur: Die Hose ist zu lang. Außerdem hängt es am Haken gleich neben dem Niedergang. Also Hemden. Aber halt: Was soll ich mit so vielen Hemden an Bord? Ich hatte einmal eine Stelle bei der ich jeden Tag ein Hemd getragen habe. Aus dieser Zeit besitze ich noch einige Hemden. Doch sind sie mir mittlerweile weitgehend zu groß. Ein Bügeleisen oder gar Bügelbrett werde ich mir wohl nicht an Bord holen. Und ein oder zwei Hemden lassen sich auch gefaltet lagern. Plötzlich war da Platz, der andersweitig genutzt werden konnte. Und so beschloss ich ein Regal hinein zu bauen. Ein Bücherregal.
Dachlatten und ein Brett wurden gekauft. Motiviert begann ich damit, die Dachlatten für das Grundgerüst zurecht zu sägen. Mein Plan war einfach: Je zwei Latten von links nach rechts und oben drauf ein zurechtgesägtes Brett. Doch kaum hatte ich die Latte zersägt und wollte mich daran machen sie zu befetigen, da fingen die Probleme an. Wo zum Teufel war das Sikaflex? Zum Schrauben war der Platz zu eng, der Schraubenzieher passte einfach nicht rein. Und erstrecht nicht der Bohrer, der fürs Schrauben im Laminat sinnvoll gewesen wäre. Aber ich klebe sowieso gerne und habe bisher mit Sikaflex gute Erfahrungen gemacht. Das hält was. Nur: Wo ist es? Ich weiß genau, das ich extra zwei kleine Packungen gekauft und nur eine verwendet habe! Die zweite muss irgendwo an Bord sein! Nur wo? Bea Orca wird auf den Kopf gestellt. Dabei finde ich so einiges – aber kein Sikaflex. Oder Pantera. Schließlich wird Holz und Werkzeug weg gepackt, das Projekt auf den nächsten Tag verschoben.
Am nächsten Tag radle ich nach der Arbeit bei Maritime Technik, dem Laden für Bootszubehör bei mir um die Ecke vorbei um mir meinen Kleber zu kaufen. Zurück an Bord werden die Holzstücke in der richtigen Position festgeklebt. Das Grundgerüst steht. Begeistert packe ich meine Holzplatte, setze die Säge an und beginne zu sägen. Gleich habe ich mein (Bücher)regal!
Doch meine Freude war etwas voreilig: Meine Säge ist eine Bügelsäge – und Formbedingt kann ich mit ihr mein Brett nicht zersägen. Nach einigen Zentimetern kommt der Bügel ans Holz. Das war’s. Na klasse. Und so verschiebt sich die Fertigstellung erneut um einen Tag. Denn zunächst muss ich mir am nächsten Tag eine neues Säge (ich entscheide mich für eine Stichsäge) kaufen. Erst jetzt kann ich das Brett zersägen und mein Regal fertigstellen.
Fertigstellen? Nun nicht ganz. Es sollte einige Wochen dauern, in denen das Regal als solches zwar fertig und beladen, nicht aber Seegängig war. Schließlich störte es mich aber so sehr, das ich meine eigene Faulheit überwand. Mit einigen kleinen Schraubhaken und einer dünnen Leine bewaffnet wurde das Bücherregal schließlich seefest gemacht. Keine große Aktion – und doch hatte es mehrere Wochen gedauert um sie anzugehen.
Etwa eine Woche nach der Regalaktion beginnen mich die Holzreste zu ärgern. Ich habe viel zu viel Holz gekauft! Aber was damit machen? Nach kurze grübeln beschließe ich, einen Lattenrost zu bauen. Es wird Leim und Schrauben gekauft. Glücklicherweiße telefoniere ich mit meinem Vater, der mir einen wichtigen Input liefert: Schrauben im (selbstgebauten) Lattenrost? Nicht die beste Idee! Wenn da was bricht und so eine Schraube sich dann in den Rücken bohrt kann das katastrophale Folgen haben. Und so besteige ich trotz Regen meinen Drahtesel, fahre zum Baumarkt und besorge mir zweihundert Holzdübel. Etwas, womit ich noch nie gearbeitet habe.
Zurück an Bord erweist es sich aber als denkbar einfach. Holz zusammen legen, Bohren, Dübel reinschlagen: Fertig. Es dauert einige Stunden, doch am Ende habe ich meinen individuellen Lattenrost. Meine Anforderungen hatten eine Lösung von der Stange nahezu unmöglich gemacht: Unter dem Vorschiff gibt es Stauraum den an den ich herankommen will. Ein einziges, großes Lattenrost hätte dies nahezu unmöglich gemacht. Zum anderen ist die Form der V-Koje im Vorschiff nicht gleichmäßig. Auf Backbord ist die Koje ein Stück kürzer. Etwas, das ich so bei den üblichen Anbietern nicht gefunden habe.
Jedenfalls: Jetzt hatte ich endlich einen Lattenrost. Was primär eine Materialverwertung war, erwies sich als Glücksgriff: Einerseits waren die Polster am Morgen deutlich weniger feucht, was mich auch hinsichtlich längerer Liegezeiten beispielsweise bei Krankheit optimistisch stimmte. Fast noch wichtiger für mich war aber, das die Polster jetzt, wo sie nicht mehr direkt auf der Platte lagen, nicht mehr so kühl waren.
Ein anderes „Projekt“ war meine Wasserversorgung. Die ersten zwei Monate an Bord lebte ich aus den zwei fünfzehn Liter Faltkanistern, die ich bereits auf meinen Törns im Schlauchsegelboot durch Friesland genutzt habe. Die Entscheidung endlich mal meinen Wassertank in Betrieb zu nehmen fiel relativ spontan. Ich kam gerade von einem Spaziergang vom Meer zurück. Ein voller und ein etwa zu zwei dritteln gefüllter Kanister und somit alles was ich an Wasser an Bord hatte wurden in den Tank gekippt. Etwa 25 Liter.
Zurück unter Deck drehte ich den Wasserhahn auf. Die Pumpe begann zu pumpen, ein gleichmäßiges Geräusch. Doch heraus kam: Nichts. Schließlich wurde der Hahn zugedreht. Ein nachdenklicher Blick zum Vorschiff, dorthin wo der Wassertank zu finden ist. Hm…
Schnell landen die Polster im Salon, das Lattenrost wurde aufgestellt, die Inspektionsluke zum Wassertank geöffnet. Der Tank war zwar „nur“ etwa halb voll, die Pumpe aber definitiv unter Wasser. Trotzdem griff ich hinein, richtete die Pumpe etwas anders aus. Dann wieder am Hahn drehen. Nichts. Kurzes Zögern, dann öffne ich das Seeventil des Waschbeckens. Der Wasserhahn bleibt voll aufgedreht. Jetzt kann ich hinten sehen ob ich herausfinde woran es liegt ohne Gefahr zu laufen, meinen Salon zu überschwemmen.
Die Pumpe zieht ordentlich, ich spüre den Sog. Mittlerweile kommt ein dünnes Rinnsal aus dem Hahn. Und doch…
Eilig beginne ich damit, den Weg des Schlauches nachzuvollziehen. Nicht das da irgendwo ein Leck ist!
Aber alles ist trocken, austretendes Wasser kann ich nicht entdecken.

Fließend Wasser!
Schließlich gebe ich für den Moment auf. Im Moment kommen etwa 150 Milliliter Wasser pro Minute aus dem Hahn. Zu wenig. Aber es ist Abend, ich habe keine Lust mehr weiter zu suchen. Auf dem Klo wird ein Kanister wieder aufgefüllt, das muss für den Augenblick reichen.
Auf der segeln-ist-leben.de-Facebookseite bekomme ich unterdessen von meinen Lesern einige Tipps woran es liegen könnte. Am nächsten Tag wird als erstes dem Tipp nachgegangen, dass das Sieb verstopft sein könnte. Da es fest eingebaut ist, schneide ich es mit einer Nadelschere eiskalt heraus. Kaum drehe ich nun den Wasserhahn auf, kommt mir ein Schwall von Dreck entgegen. Gut das ich das gemacht habe! Was da alles drinnen hing…
Ein Projekt, das ich seit dem Einkranen vor mir her geschoben habe ich das Verlegen von Stromleitungen für den Ausbau des 12V Netzes. Erst ende März gelingt es mir mich aufzuraffen. Dabei ist es eigentlich schnell gemacht: Zwei 4mm Kabel von der 150Ah Batterie im Heck durch den Motorraum zum Salon. Und dann noch mehrere 2,5 und 1,5mm Kabel im Salon. Im Anschluss wird noch eine Sicherungsleine im Cockpit festgeschraubt, eine 12V Steckdose im Vorschiff befestigt und ein Teil des Vorschiffes verkleidet. Wie schnell so manches doch geht, wenn man es einmal anpackt…
Leben an Bord heißt oft genug Basteln. Ich will ehrlich sein: Nicht unbedingt meine liebste Beschäftigung. Dabei ist selbst bei den kleinsten Projekten das Gefühl es geschafft zu haben herrlich!
Wie ist es bei euch? Arbeitet ihr gerne am Boot? Oder ist das für euch euer ein notwendiges Übel?
Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
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Hallo Sebastian,
ich folge nun seit laengerem Dein Blog und freue mich immer wenn es in der Arbeitspause was neues zu lesen gibt.
Ich finde es super, dass Du den Sprung gewagt hast und an Bord gezogen bist. Leider bin ich im Moment nicht in der Lage dazu, obwohl mein Boot (ein Victoire 822) perfekt dafuer waere.
Um von meiner Seite aus Deine Frage zu beantworten; ja! Alles was ich kann mache ich an meinem Boot selber (sogar mit Kiel abbauen und die oberflaeche behandeln!). Ich habe auch ein „Blog“, welches ich, jetzt wo mein Boot in Wasser liegt, wieder regelmaessig mit neuem Material fuellen will. Schau doch vorbei und sag was du denkst! Ich versuche mehr Leute zum Segeln zu bewegen; vor Allem hier in GB wird Segeln noch zu oft als „Elitesport“ angesehen, und viele sind der Meinung sie koennten deswegen nicht damit anfangen. Die Preise hier sind auch teilweise suendhaft teuer, und so versuche ich zu domkumentieren wie ich, mit ein wenig Geduld und so wenig Geld wie moeglich, die Probleme auf meinem Boot beseitige.
Ich freue mich von Dir zu hoeren falls Du Lust hast Kontakt aufzunehmen!
Viele Gruesse von der Insel (GB)
Joshua
Hast du Sicherungen in deinem 12v bordnetz? Auch direkt an der Batterie?
Ohne Sicherungen kann ein selbst gebasteltes 12v Netz schnell zu Feuer führen.
Unterschätze die 12v nicht. Diese Batterien speichern sehr viel Energie!
…weshalb ich da ohne Hilfe von jemandem mit mehr Ahnung so garnix mache. Okay, leitungen legen – aber ohne sie anzuschließen. Und klar gibt es sicherungen…
Aber danke nochmal für die Warnung ⚠ 🙂
Hi Sebastian!
Bei mir ist es immer unterschiedlich, besonders gern bastele ich an Dingen, die die Gemütlichkeit verbessern und die ich dann gerne durch die Gegend fahre, wie z.B. du mit deinem Bücherregal.
Viele Grüße,
Frank