Kurz bevor es zu spät ist, erreiche ich die Marrekrite-Insel. Eiligst mache ich BEA fest und hoffe, das es fest genug ist. Dann springe ich an Land und erleichtere mich. Verdammt, tut das gut. Es sind eben doch die kleinen Dinge im Leben die glücklich machen. Und manchmal ist es toll was los zu werden.
Ich beschließe, mir noch kurz die Insel anzusehen. Letzten Jahr hab ich hier eine Wind- und Regenfront abgewettert. Während ich mich umsehe verschwinden die dunklen Wolken – sehr zu meiner Freude.
Außerdem laufe ich zwei Herren von De Marrekrite. Es sieht so aus, als würden sie den Platz für die Saison vorbereiten. Freundlich frage ich sie, ob es bereits das Wimpel für 2015 gäbe.
Die Antwort ist ein freundliches aber klares Nein. Erst ab dem 1. April wird das neue Wimpel wehen. Aber dann bin ich wieder in Deutschland. Irgendwie schade. Ich hätte gerne ein neues gekauft. Ist ne tolle sache, ich mag das unterstützen. Vielleicht komme ich ja noch mal – auch wenn ich das sehr bezweifle. Jedenfalls für dieses Jahr.
Auf jeden Fall bin ich für diesen Törn mit meinem 2014er Wimpel bestens gerüstet. Da auch der Wind nachgelassen zu haben scheint geht es zurück zum Boot und unter gesetztem Segel weiter. Ich will es nutzen. Jetzt gerade kann ich segeln, das werde ich mir nicht entgehen lassen!
Zwar sind immer noch einige weiße Wolken am Himmel aber immer wieder schaffen es die Sonnenstrahlen auf meine Haut. Eine Wohltat.
Mit ordentlich Tempo aber noch nicht kritisch bewegen wir uns auf die nächste Insel zu. Musste ich sie nicht südlich liegen lassen? Eilig falte ich die Karte auf und werfe einen Blick auf die entsprechende stelle. Ja, um auf den Kanal zu kommen Richtung Groote Gaastmeer muss ich weiter nach Norden. Also falle ich ab – der Wind kommt noch immer aus Süden. Nicht zu sehr, ich will nicht zu nah ans Ufer bevor es nötig ist.
Die fahrt ist schön, macht riesig spaß. Ich hab das Gefühl über die Wellen zu fliegen. Allerdings wird auch die Wind wieder Stärker, ich sehe das eine weitere Wolkenfront heran zieht. Und das, ja, das finde ich gar nicht toll. Mittlerweile bin ich relativ nah der nächsten Insel und ich beschließe kurz anzulegen. Vielleicht darf man ja hier campen, auch wenn ich es nicht glaube. Und wenn nicht, kann ich zumindest das Segel einholen.
Die Wellen, die gut hörbar gegen die Insel schlagen machen mir sorgen. Ich werde mich doch wohl nicht schonwieder in eine Legerwallsituation begeben? Bitte, bitte nicht…
Ich schaffe es relativ problemlos festzumachen. Allerdings ist Steg voller Vogelkacke. Er war mal Braun. Oder blau? Oder Grau? Man kann es nicht mehr erkennen. Jetzt ist er voller Vogelkot. Beim festmachen greife ich außerdem fast in eine Andere art Kot. Es sieht so aus, als hätte ein Hund direkt auf den Steg sein Geschäft erledigt. Eklig. Und dass das der Besitzer liegen gelassen hat… ich kann nur den Kopf schütteln.
Sicherheitshalber wasche ich meine Hände im Seewasser, bevor ich das Segel einhole.
Erst nachdem mehrere Meter mich von dem Steg trennen atme ich wieder richtig durch. Und das gleich im doppelten Sinne.
Zum einen bin ich mir nun sicher, nicht von den Wellen ans Ufer gedrückt zu werden. Zum anderen riecht es hier nicht nach kacke. Für diesen Kackehaufen habe ich kein verständnis. Herrchen oder Dämchen hätten bittesehr das ding entfernen sollen. Also wirklich.
Paddelnd geht es nun richtung Norden. Es ziehen mal wieder dunklere Wolken auf und ich hoffe sehr, noch im trockenen anzukommen. Es gibt vieles das ich mich lustiger vorstelle denn im Regen das Zelt aufzubauen. Oder darauf zu warten, dass das Wetter besser wird. Aber erstmal bin ich optimistisch.
Es dauert nicht lange und die Insel liegt in meinem Rücken. Natürlich könnte ich hier wieder segeln – ist ja auch im Windschatten. Doch ein Blick zum Ufer zeigt mir, das die Entscheidung die Segel runter zu holen nach wie vor richtig ist. Und tatsächlich – nicht weit vom Kanal entfernt spüre ich, wie die Wellen BEA ergreifen. Sie wird mit Kraft nach vorne geschoben. Nicht zu viel auf einmal, aber doch bestimmt.
Dann ist es schon wieder vorbei. Ich bin auf dem Kanal. Noch immer drückt mich der Wind ein kleines Stückchen vorwärts, aber nun er vorsichtig, verglichen mit dem deutlich spürbaren Schub der BEA eben noch erfasst hatte.
Ich bin froh nicht den Weg über Workum gewählt zu haben. Bei dem Wind – gegenan, auf dem Groote Gaastmeer. Nee, das wäre nicht nach meinem Geschmack. Auch so werde ich, kaum liegt der Kanal hinter mir, von den wellen erpackt und durchgeschüttelt. Jede Welle hebt BEA hoch nur um sie kurz darauf wieder runter plumpsen zu lassen.
Dank des Windes von hinten dauert es nicht lange und wir erreichen die Inseln. Dort erwartet mich ein Schock: Auf dem ersten Marrekrite-Schild erkenne ich ein ganz klares Zelten verboten Symbol. Nein, oder?
Doch noch gibt es ja weitere Stellen auf den Insel und ich drehe nach Osten ab. Vielleicht sieht die Sache dort ja anders aus.
Doch auch das nächste Schild wiederholt die Aussage. Verdammt.
Einen leisen Fluch kann ich mir nicht verkneifen. Jetzt bin ich hier und man darf hier nicht campen?
Aber warte – da vorne ist noch eine Stelle eingezeichnet. Also weiter. Dieses Mal entdecke ich eine art kleines Hafenbecken und beschließe rein zu fahren. Man kann’s sich ja mal ansehen. Wird schon eine Lösung geben. Zumindest solle ich von hier aus den Marrekrite-Platz mit Campmöglichkeit zu Fuß suchen können.
Doch dies erweist sich als unnötig. Kaum drinnen sehe ich es schon: Zelten, bis zu drei Nächte…. ich hab’s geschafft.
Und: Der Platz ist einfach perfekt. Er ist wirklich gut geschützt vor Wind und dem damit zusammenhängenden Seegang. Das es hier wirklich schön ist, macht die sache perfekt.
Schnell ist meine kleine festgemacht und entladen. Da der Boden relativ uneben ist dauert es etwas bis ich eine gute Stelle für das Zelt gefunden habe doch dann ist auch dieser Punkt schnell erledigt.
Während sich die Sonne ihrem Untergang nähert, schlage ich die heute morgen gekauften Eier in die Pfanne und mache Rührei. Doof nur, das ich vergessen habe eine Zwiebel zu kaufen. Und Milch habe ich auch keine. Eigentlich nur Eier, Salz und Pfeffer. Und Knobipulver. Viel Knobipulver.
Kurz bevor die Sonne den Horizont berührt wird die Wolkendecke dicht, es ist nicht mehr möglich den Sonnenuntergang zu beobachten. Schade, ich bin mir sicher er wäre hier geradezu magisch gewesen.
Davon will ich mir nicht meine gute Laune trüben lassen und verziehe mich ins Zelt. Dort mache ich noch ein paar Notizen für den Blog und lese weiter. Immer wieder wandern meine Gedanken zu dem Törn.
Heute war ein schöner Tag. Nicht immer einfach, das paddeln war Zeitweise richtig anstrengend. Und wie es weiter geht? Keine Ahnung. Bei noch mehr Wind kann ich es gleich vergessen. Das wird dann nichts. Bei dem Wind… nun, vielleicht auf den Kanälen. Wenn ich nicht immer Segeln kann sondern auch ordentlich paddeln muss ist das auch okay. Ich will aber keine reine paddeltour machen. Mal sehen. Ich habe eigentlich 3 ½ Wochen zeit. Hatte fest vor, die 3 ½ Wochen zu nutzen – ich weis nicht, wann ich das nächste mal überhaupt mehr als ein Wochenende segeln können werde. Vielleicht dieses Jahr gar nicht mehr. Aber wichtig ist auch das Wort segeln. Ich beschließe so lange unterwegs zu sein wie ich kann UND es spaß macht. Wenn das Wetter aber umschlägt werde ich den Törn beenden. Lieber nur noch paar Tage bei gutem Wetter – so weit bin ich mal optimistisch – als noch drei Wochen bei scheiß Wetter. Aber im Moment bin ich Glücklich – und solange dem so ist kann’s weiter gehen. Morgen möchte ich mir noch mal einen Wetterbericht einholen um zu gugen wie es weitergehen soll. Klar ist nur: Auf die Kanäle so weit wie möglich. Da komm ich ganz gut voran, anders denn auf den Seen.
Schließlich kuschele ich mich in meinen Schlafsack und schlummere glücklich ein.
Die Ereignisse in diesem Teil geschahen am 09.03.2015
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