Sneek gefällt mir recht gut. Es scheint eine gemütliche Stadt zu sein. Schöne, alte Häuser, viel Natur am Kanal, man hört selbst mitten in der Stadt noch Vögel die ihre Lieder singen. Und immer wieder sehe ich Männer (und Frauen) die am Rand des Kanals stehen und – mitten in der Stadt – angeln. Mich fasziniert der Anblick. Angler – mitten in der Stadt. Also wirklich! Wo gibt’s denn so was?
Kräftiges Paddeln bringt mich immer weiter nach Norden. Einige Brücken später verlasse ich den Ort. Ich würde gerne mal die Altstadt erkunden. Jetzt bin ich zwei mal hier durch. Und zwei mal hab ich es nicht geschafft alles anzusehen was ich mir ansehen wollte. Schade. Aber ich will weiter, will ans Meer. Und an einem Tag schaffe ich die Strecke nicht. Naja, zumindest nicht beim aktuellen Wetter, dem Boot und der Jahreszeit. Die Tage sind zu kurz um die ganze Strecke am Stück zu schaffen. Ich hab’s ausgerechnet. Ich hätte von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang paddeln müssen, ohne ernsthafte pause um das mit BEA zu schaffen. Also, theoretisch möglich wäre es… aber nicht für mich. Selbst wenn ich nicht (ganz) aussehe wie eine Tonne…. so fit, als das ich einen Tag ohne pause paddeln könnte bin ich nicht. Außerdem will ich mir keinen Stress machen. Nöh – ich mag es lieber gemütlicher. Und so lasse ich erneut eine hübsche Stadt hinter mir.
Außerhalb der Stadt ist es aber auch schön. Auf eine ganz andere Art. So sehr mich Architektur faszinieren kann, ich merke wie ich aufatme, kaum hab ich die letzten Häuser hinter mir gelassen. Hier empfängt mich ein mir wohl bekanntes Bild. Ich muss kurz lächeln. Letztes Jahr hatte man mir erklärt, das ich bestimmt eine tolle Perspektive hätte – so ganz knapp über dem Wasser. Und es stimmt, sie ist toll. Aber nicht so abwechslungsreich wie man vielleicht glauben sollte. Denn die meisten Kanäle sehen doch irgendwie gleich aus. Voraus: Wasser. Achteraus: Wasser. Backbord: Schilf. Steuerbord: Schilf. Und doch ist es wunderschön. Nicht wie die weite des Meeres. Aber ich kann mir vorstellen das es ähnlich ist, wenn man weit weg vom Land segelt. Blauwasser. Ich sehe keinen Menschen. Vielleicht ist jemand 10 Meter von mir entfernt – vielleicht ein Kilometer. Oder zehn. Doch letztlich ist das ganz egal. Hier, in der Stille der Natur, bin ich alleine. Naja, nicht ganz. Ich höre immer wieder Fische, wenn sie an die Oberfläche kommen. Und Vögel. Und all das andere Getier, das sich am Wasser herum treibt. Es ist toll, diese Einsamkeit. Sie hüllt mich ein und lässt mich Träumen. Schon bald merke ich gar nicht mehr wie ich paddle, jeder Schlag geschieht automatisch, unterbewusst. Und so gleite ich über das Wasser in Gedanken ans Meer, der See, den Ort an den ich unbedingt kommen mag. Und ich genieße das hier und jetzt. Eine zeitlang schaffe ich es sogar zu vergessen das ich paddeln muss und, dank der vielen Brücken, nicht segeln kann.
An einem Marrekrite-Platz lege ich an. Nicht etwa um hier zu übernachten. Dafür ist es nicht nur zu früh, es ist hier auch nicht erlaubt. Aber meine Blase drückt. Schon faszinierend wie wichtig so etwas wird, wenn man auf dem Wasser ist, auf einem Boot auf dem man nicht einfach sein Geschäft erledigen kann. Natürlich kann ich überall anlanden. Aber das ist für mich nur eine Notlösung. Ich mag nicht einfach so ins Schilf fahren und so drücke ich eben auch mal die Beine zusammen. Früher oder später kommt schon was. Eine Anlegemöglichkeit. Irgend etwas gibt es immer.
Dann geht es weiter. Immer wieder taucht das Ruder ins Wasser und so schiebe ich mich gemächlich vorwärts. Nicht schnell – zu Fuß würde ich mehr Strecke machen. Doch Strecke ist nicht wichtig. Wichtig ist mir das erleben, das spüren. Das Leben. Ja, ich will ans Meer und dafür muss ich vorwärts. Aber ich habe gleichzeitig den Anspruch dieses Vorwärts zu genießen. Hier gibt es so viel mehr als nur Wasser und Schilf, unterbrochen vom kleinen Dörfern die ich immer wieder passiere.
Es gibt eine Tierwelt. Enten, Möwen (Möwen? Ich bin doch nicht am Meer?!), Gänse (schöne Biester – die sollen mir aber nicht zu nahe kommen….) . Am Rand des Kanals sehe ich immer wieder, wenn sich eine Lücke im Schilf auftut Tiere am Land. Ponys zum Beispiel. Ich wiehre. Sie wiehern. Traben ein Stück neben mir her. Würde am liebsten festmachen und sie streicheln. Die sehen mich so putzig an. Doch schon bin ich weiter. Hinter einer Brücke erwartet mich ein lustiges Bild: Schafe. Aber nicht einfach ganz normale Schafe. Naja, doch, eigentlich schon. Aber die haben alle grüne Farbe. Also nicht am ganzen Körper. Nur am Po. Am ganzen Po.
Die Schafe haben grüne Ärsche. Ich fange an herzhaft zu lachen.
Die Ereignisse in diesem Teil geschahen am 12.03.2015
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