Probleme eines Schlauchbootseglers

Cappie-über-Bord am 24.08.2014

Mit ihren nun 38 Jahren ist BEA für ein Schlauchboot wirklich alt. So manches „Problem“, mit dem ich mich unterwegs herumgeschlagen habe findet ja immer wieder seinen Weg in meine Törnberichte über meine drei Törns. Manches ist für mich mittlerweile so selbstverständlich, das es aber gar nicht mehr erwähnt wird. So war ich vor kurzem auf einem Seglertreffen nach der Boatfit etwas überrascht, das mehrere dieser für mich selbstverständlichen Dinge scheinbar durch meinen Blog gar nicht so richtig rüberkommen. Daher mag ich heute von fünf Dingen berichten, mit denen ich mich unterwegs auseinandersetzen musste.

 

Durchkentern

 

Zum Glück bin ich, abgesehen von absichtlichen Kenterübungen, nie mit BEA gekentert. Denn sie kentert durch. Anders als normale Jollen schwimmt sie nicht flach auf dem Wasser. Schuld daran sind ihre Schläuche. Auf BEA darf man bis zu 300 Kilogramm zuladen. Und laut Hersteller soll BEA mit dieser Masse sich auch dann noch über Wasser halten, wenn ein Schlauch beschädigt wird. Ein enormer Sicherheitsgewinn. Gleichzeitig bedeutet dich aber auch, das die Schläuche eben nicht unter Wasser tauchen wenn man kentert. Das Ergebnis: BEA kentert durch. Und auch wenn aufrichten möglich ist – ich bin froh das mir dies unterwegs erspart blieb. Doch gerade im Winter war dies, kombiniert mit der Wassertemperatur ein starkes Argument für mich, lieber auf Kanäle auszuweichen.

 

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Reffen

 

Geht kaum. Natürlich, seit dem zweiten Törn habe ich öfters mal ein „Reff“ eingebunden. Im Grunde habe ich dabei einfach das Spriet rausgelassen und die obere Ecke des Segels nach unten gebunden. Vorteil: Das Segel ist nur noch etwa halb so groß. Aber: Die Segeleigenschaften werden noch schlechter. Besonders Kritisch ist allerdings, das der Wind nicht immer das Segeltuch flach aufeinander drückt. Manchmal findet er auch seinen Weg darunter. Bestenfalls fängt dann das Segel an laut zu schlagen. Doch noch häufiger klappt es dann ein Stück nach unten und es bildet sich ein Bauch. Das ganze erinnert dann teilweise ein wenig an ein schlecht geformtes Spinnaker. Und das gerne mal einen halben Meter neben dem Boot…. auf Vorwindkurs. Durch eine leichte Kursänderung ließ sich dies meistens wieder beheben – doch gerade bei etwas mehr Wind musste darauf geachtet werden. Zum einen um das Segel zu schonen (soweit dies bei so einem 38 Jahre alten Segel noch Sinn macht), zum anderen um die Segeleigenschaften nicht noch weiter zu verschlechtern.

 

Volle Fahrt voraus... treibend

Mal eben aufs „Vorschiff?“

 

BEA’s „Vorschiff ist praktisch alles ab dem hinteren Ende des Schwertkastens, der sich mittschiffs befindet. Denn auf und vor dem Schwertkasten stapeln sich Seesäcke, ein Rucksack – und darunter auch noch Wasserkanister. Um nach vorne zu kommen musste ich also entweder darüber, immer mit dem Risiko etwas kaputt zu machen – oder irgendwie über die Schläuche balancieren. Das, auf einem bei dieser Übung sehr wackligen Schlauchboot, ist nicht nur unbequem, sondern mitunter auch gefährlich. Denn es wäre extrem leicht über Bord zu fallen. Zum anderen kommt man auch gar nicht schnell nach vorne. Und – genau – von hinten bekomme ich das Segel nicht runter! Oder hoch. Schon mal auf einer schwimmenden Luftmatratze gelaufen? Genau so ist es, wenn man bei BEA aufs Vorschiff will. Und das zumeist bei Wind und Welle. Denn warum sollte ich sonst unterwegs an den Mast wollen…?

 

Unbequem

 

Ich liebe meine Kleine. Sie ist einfach ein tolles Boot. Aber bequem ist einfach anders. Wie eben schon erwähnt ist der Platz recht… eingeschränkt. Meine kleine ist 2,40 Meter lang. Zwei Drittel nimmt Rigg und Gepäck weg. Bleiben noch 80 Zentimeter. Allerdings braucht einen Teil davon auch noch die Pinne – immerhin muss ich ja steuern können. Faktisch hatte ich unterwegs gerade den Platz den ich brauche um mich hinzusetzen. Kein Wunder das ich zu beginn des ersten Törns gerne mich auf den Boden gesetzt habe. Das ist wirklich gemütlich. Allerdings kann man dann nicht ausreiten – und wirklich schnell auf dem Schlauch ist man auch nicht.

Zum anderen, wenn auch eigen verschuldet: Ganz langsam lassen die Schläuche Luft. Nicht so viel als das es gefährlich wäre. Ich kann guten gewissen mehrere Tage unterwegs sein ohne nachzupumpen. Eigentlich unkritisch. Aber irgendwann wird es dann doch unbequem – und so kommt es das ich auf all meinen Törns irgendwann Rückenschmerzen hatte.

 

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Undicht

 

Und wenn wir schon bei Undicht sind: BEA ist undicht. Nein, nicht die Schläuche. Die höchstens ein kleines bisschen, absolut unkritisch. Für ein Schlauchboot ihres Alters hält sie sogar überraschend gut die Luft. Nein, BEA leckt. Bei all dem Wasser das in Friesland mal gerne von oben kommt: Das meiste Wasser im Boot kam dann doch von unten. Als Schlauchboot schwimmt sie naturgemäß oben auf. Selbst nach mehreren Tagen im Hafen hat daher gewöhnlich nur sehr wenig Wasser ins Innere gefunden. Doch kaum hab ich mich ins Boot gesetzt, auf einen der Schläuche gelegt oder – ganz besonders böse – es gewagt habe mich an Bord zu bewegen….

Bereits vor dem ersten Törn war mir dies bekannt. Die größten Lecks konnte ich schon damals mit einem Zwei Komponenten Kleber und einigen Hypalon-Flicken schließen. Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie danach ganz trocken wäre. Doch wie sich unterwegs schnell zeigte ist dem nicht so. Trotz eines zweiten Flickversuches vor dem dritten Törn: Bis zum heutigen Tage hat BEA mehrere Lecks. Immerhin, die Schwachstelle am Schwertkasten habe ich größtenteils abgedichtet bekommen.

Für mich ist der regelmäßige Griff zu Schwamm oder Pütz mittlerweile ganz normal. Das gehört für mich etwa so dazu wie mal kurz an der Pinne ziehen oder Drücken bei einer Kursänderung. Es läuft ganz automatisch, ohne darüber nachzudenken. Und so ist dieser Punkt, der in Gespräch immer für Schmunzeln bis Bestürzen sorgt für mich unterwegs Alltag – und auch kein großes Problem. Denn was macht es schon aus, alle halbe Stunde mal ein paar Liter Wasser aus dem Boot zu schaffen, wenn man dafür einen tollen Törn erleben darf?

 

Natürlich ist das alles – wie könnte es auch anders sein – meine ganz eigene Erfahrung mit BEA. Bereits bei einem anderen Einrumfschlauchsegelboot dieses Alters mag dies alles anders sein. Und die Schlauchbootkatamarane sind natürlich noch einmal eine ganz andere Nummer. Trotz aller Probleme: Die Törns mit BEA waren einfacher der Hammer – und ich würde BEA sofort wieder für diese Törns einsetzen.

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Sebastian