Es dauert nicht lange und wir erreichen den Stadthafen, gleich neben der Autobahnbrücke unter der ich morgen durch muss. Das Pärchen verabschiedet sich – sie wollen in die Innenstadt fahren, was essen und dann sich einen Platz in der Natur suchen. Ich mache BEA zwischen zwei Motoryachten fest und ziehe meinen erschöpften Körper an Land. Und da, nur ein Boot entfernt sehe ich den Hafenmeister, der die Liegegelder kassiert.
Eine kurze Nachfrage später weiß ich: Ich darf bleiben. Zelt aufstellen? Kein Problem. Und das mal wieder in einer tollen Kulisse.
Bereits die wenigen Schritte die ich gegangen bin haben gut getan. Einseitige Bewegung ist eben doch irgendwann doof…
Kaum steht das Zelt mache ich mich schon auf den Weg. Pasta? Bitte nicht! Ich hab so überhaupt keine Lust auf Tütenfutter. Vielleicht finde ich ja was in der Stadt? Pizza zum Beispiel. Das wäre doch was tolles.
Gemächlich schlendere ich den Kanal entlang, überquere eine Brücke und finde mich in der bezaubernden Innenstadt von Bolsward wieder. Kaum zu glauben das ich beim ersten Törn hier durch bin ohne sie anzusehen. Scheinbar bin ich aber nicht der einzige Segler der dieses Juwel links liegen lässt. Den im ganzen Hafen ist BEA das einzige Boot mit einem Segel. Und das will was heißen: Der Hafen ist schließlich voll!
So ganz erschließt sich mir der Hintergrund nicht. Denn man kommt auch mit stehendem Rigg durch die Autobahnbrücke. Sie öffnet sich für jeden – außer für offene Segelboote wie meine Kleine. Es mag ja sein das man warten muss…
…Aber die ganzen hohen Motorboote, die ebenso wenig unter der Brücke durchpassen dürften scheint dies ja nicht abzuhalten das bezaubernde Städtchen zu besuchen. Oder ist den meisten Seglern einfach nicht klar das es sich lohnt hier her zu kommen?
Entspannt laufe ich durch die kleinen Gässchen bis ich schließlich im Stadtkern der Altstadt bin.
Wow. War es davor schon schön – das ist einfach unglaublich. Richtige Prachtbauten. Bolsward muss einst wahrlich reich gewesen sein. Und ist es vielleicht auch noch – wer weiß das schon. Auf jedenfall sind die Bauten unglaublich, etwas das man in diesem Ausmaße auch in Friesland nicht hinter jeder Ecke sieht. Beeindruckend.
Zum Glück hab ich die Kamera dabei und so mache ein Foto nach dem anderen. Einfach nur…. wow.
Einziger Nachteil: Ich finde keine Pizzabude. Nur wirklich gut aussehende Restaurants – aber das ist mir dann doch zu teuer. Und auch nix zum mitnehmen. Und mich alleine in so einen Schuppen setzen? Nöh.
Dafür entdecke ich einen Bäcker und beschließe, das es dort morgen früh was für mich geben wird. Und bis dahin kann ich ja noch die Stadt ein wenig erkunden.
Und so schlendere ich zwischen hohen Prachtbauten und gemütlichen, sauberen kleinen Gässchen umher, entspanne an einem der Kanäle die sich durch die Innenstadt ziehen und erfreue mich den Bildern die mich umgeben bevor ich mich schließlich auf den Weg zurück mache.
Es fällt mir schwer, doch der Magen knurrt. Und obgleich mein Appetit darauf nicht wirklich größer geworden ist: Der Magen hat sich jetzt doch für Tütenfutter entschieden. Hauptsache was essen.
Zurück im Hafen wartet eine Überraschung für mich. Das Pärchen, das mich nach Bolsward geschleppt hat, bleibt nun doch über Nacht. Der Grund ist allerdings weniger erfreulich. Beim Weg in die Stadt hat sich eine Plastiktüte im Propeller verfangen den der Skipper nun bei einem Tauchgang im Hafenwasser entfernen muss. Ich biete meine Hilfe an, die der Skipper allerdings mit einem breiten lächeln ablehnt. Es ist nicht das erste Mal das ihnen so was passiert – er weiß mittlerweile genau was er machen muss. Falls doch noch was wäre würde er auf mich zukommen.
Im Hafen, nahe der Stelle an dem mein Zelt steht befindet sich eine Bank auf der ich mich niederlasse während vor mir das Wasser im Topf langsam zu köcheln beginnt. Mit einer guten Portion Knoblauchpulver versuche ich dem ganzen wenigstens etwas Geschmack zu verleihen. Wie immer: Der Erfolg ist… mäßig. Doch ein knurrender Magen ist nicht ganz so wählerisch und so löffele ich die Pampe aus, obgleich ich doch schon nach der hälfte Satt war. Wegschmeißen? Kommt nicht in Frage.
Während der Abendessens liegt ein Buch auf meinem Schoß. Etwas essen, lesen und dabei beobachten wie die Sonne ganz langsam über den ruhig vor mir liegendem Hafen untergeht… ich bin zutiefst entspannt. Was könnte man mehr wollen? Zugleich freue ich mich auf den nächsten Tag. Morgen früh muss ich durch die Brücke. Da ich nicht vor habe zu warten, bis sie um 9 Uhr für die Motorboote sich öffnet werde ich wohl mit noch gelegtem Mast unter ihr hindurch paddeln. Gleich dahinter gibt es eine Stelle an der ich ans Ufer komme – da sollte ich mein Rigg stellen können. Und dann geht es unter Segeln in Richtung Sneek. Hoffentlich. Denn den Plan, noch einmal große Strecken zurückzulegen habe ich spätestens in Harlingen aufgegeben. Statt eine große Runde über Leeuwaarden mag ich eine kleine machen. Morgen nach Sneek, mir ein wenig die Stadt ansehen. Und dann von dort aus langsam in Richtung Warns. Klar, ich hätte auch den langen Weg wählen können. Ich hätte mehr Zeit auf dem Wasser, unter Segel verbracht. Wahrscheinlich. Aber was soll’s? So hatte ich heute die Möglichkeit mir noch Bolsward anzusehen. Und morgen vielleicht Sneek. Statt groß Strecke zu machen hab ich mich entschieden mir lieber Friesland noch mal genau anzusehen. Beziehungsweise den Teil, durch den ich in der Vergangenheit (abgesehen von Harlingen) durchgehetzt bin: Die Städte.
Das Buch wird weggelegt und mit meinem „Logbuch“ ersetzt. Während die Kulisse des Hafens mehr und mehr in der Nacht verschwindet, im Dämmerlicht der Straßenlaternen, versuche ich die Erlebnisse des Tages in Worte zu fassen. Nicht nur für den Blog, auch für mich. Logbuchschreiben. Ich dachte mal, das dies einfach eine Pflicht für Skipper ist. Ist es nicht. Nicht für mich zumindest. Es entspannt und macht Spaß. Die Erlebnisse eines Törns noch einmal in Worte zu fassen…
Irgendwann verkrieche ich mich ins Zelt und schließe die Augen. Ein schöner Tag geht zuende.
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Die Ereignisse in diesem Beitrag geschahen am 01.09.2015