Wie schon am Vortag beginne ich den Tag mit einem Spaziergang um die Insel. Die Bewegung in der Natur tut gut. Entlang der Süd- und Südostküste schlendere ich zur Ostbake. Irgendwie habe ich sie als meinen Pausenort auserkoren. Der Platz mitten in der Natur, die Bank, die Ruhe… einfach herrlich hier. Entspannt sitze ich für einige Zeit hier, beobachte die mich umgebende Natur und denke über überhaupt nichts nach. Wofür auch – hier einfach nur zu sein ist mehr als genug.
Doch schließlich raffe ich mich auf. Heute habe ich mir noch etwas vorgenommmen: Ich will mir das Bernsteinzimmer ansehen. Nein, nicht jenes historische und verschollene Bauwerk. Natürlich nicht. Ich will ins Bernsteinmuseum das, so habe ich im Internet gelesen, ein einziger Zimmer in einem Wohnhaus sein soll. Ich bin neugierig, habe ich doch von Bernstein überhaupt keine Ahnung. Eigentlich bin ich ein Museumsmuffel. Doch hier habe ich mir vorgenommen die Attraktionen der Insel mir genauer anzusehen, Zeit habe ich ja genug.

Verschollen? Ich habe es gefunden – auf Neuwerk!
Das Museum befindet sich in einem Unscheinbar wirkendem Häuschen an der Westseite der Insel. Zunächst laufe ich einfach daran vorbei, bis ich einen Wegweiser bemerke der in die andere Richtung zeigt. Weiter tragisch ist das nicht: Ich hab’s ja nicht eilig und genieße es hier zu sein.
Doch dann bin ich da.
Etwas unsicher sehe ich mich um. Schon wieder so eine Situation in der ich mir nicht so recht sicher bin: Ist das hier jetzt privat oder öffentlich? Mehr und mehr wird mir klar, dass die Grenzen zwischen Privat und Öffentlich hier auf der Insel recht dicht beieinander liegen.
Das Bernsteinmuseum befindet sich in dem urig eingerichtetem Wohnzimmer einer älteren Dame. Stolz zeigt sie mir ihre Schätze. Es müssen hunderte sein – wenn nicht sogar tausende. Manche klein, manche groß. Einige poliert, andere naturbelassen. Dazwischen findet sich Schmuck und Deko aus Bernstein in allen denkbaren Formen.
Es ist ein seltsamer Ort. Man hat das Gefühl im Wohnzimmer der Dame zu stehen – nein, man steht im Wohnzimmer!
Gleichzeitig aber ist man auch in einem richtigen Museum in dem es viel zu sehen gibt. Und zu lernen. Mit den Jahren hat sie vieles über Bernstein gelernt und weiß so einiges zu erzählen. Wo man um die Insel suchen sollte, wo sie einst suchte, wie man die Bernsteine aufbereitet und so einiges mehr.
Als sie erfährt das ich mit dem eigenen Boot da bin glitzert etwas in ihren Augen. Ein angeregtes Gespräch entwickelt sich, in dem sie mich fragt wie es ist in dem Revier vor ihrer Haustür zu segeln. Ob ich der Richtige bin diese Frage zu beantworten? Wohl kaum. Immerhin habe ich damit gerade erst angefangen. Und doch, bereits das wenige was ich zu berichten weiß interessiert sie. Ich solle unbedingt in Zukunft beim Trockenfallen auf Bernstein achten. So ein Boot, das wäre ja ungemein praktisch. Immerhin könne man damit da hin kommen, wo alle Bernsteinsucher von Land aus niemals hin kämen.

Neu-werkstatt – ein interessanter Laden
Schließlich verabschiede ich mich und sie weißt mir den Weg nach draußen. Da ich schon einmal hier bin werfe ich auch gleich noch eine Postkarte in den Briefkasten, dann geht es in die Neuwerkstatt gleich neben an. Ein Andenkengeschäft. Hier gibt es von ein paar Büchern über Postkarten und Neuwerk-T-Shirts alles möglich. Und einige der T-Shirts sind sogar recht kreativ! Ob ich mir vielleicht eines kaufen sollte?
Am Ende siegt mein Geiz – worüber ich mich einige Stunden später ärgere. Und einfach am nächsten Tag hin gehen ist nicht, die Neuwerkstatt ist nur Sonntags für einige wenige Stunden geöffnet.

Flipper liegt am Steg
Wieder an der Südseite angekommen erwartet mich ein beeindruckender Anblick. Die Flut ist da. Starke Windböen aus südlicher Richtung peitschen sie auf, schmettern sie gegen das Palisadengeschützte Ufer. Laut donnernd hauen die Wellen gegen Stein und Holz, Gischt fliegt durch die Ritzen des Holzes und oben rüber. Teils erst mehrere Meter hinter dem Holz Wall fallen die Tropfen zu Boden. Beeindruckend. Fasziniert beobachte ich dieses Schauspiel der Naturgewalten. Gut das ich da nicht draußen bin. Es sieht ausgesprochen ungemütlich aus.

Das Wasser kommt hoch
Am Bauernhafen angekommen besteige ich die hölzerne Leiter, die am Wall angebracht ist. Der Anblick der aufgepeitschten See ist mir die Gischt im Gesicht mehr als wert. Umwerfend. Wunderschön. Zumindest solange man im sicheren Hafen liegt.
Von hier oben beginne ich aus der Vogelperspektive zu filmen. Das Spiel der Wellen, wie sie gegen das Ufer schlagen… einfach nur wow.
Schließlich, meine Haare sind schon richtig nass, geht es zurück an Bord, wo ich mich zum entspannen hinlege. Lesen ist angesagt. Und warten. Für den Nachmittag sind Gewitter vorhergesagt und bei denen mag ich nicht gerade im Vorland sein. Zwar bin ich nicht aus Zuckerwatte, aber irgendwie doch recht bequem.

Ein hölzerner Wall: Für die Wellen kein echtes Hinderniss
Schließlich ist das Wetter egal. Ich verliere mich in das aktuelle Buch – ein richtiges Buch, so aus Papier, und dann sogar eines in dem es nicht ums Segeln geht! Fantasy.
Erst als mein Magen mich knurrend zurück ins Hier und Jetzt befördert wird mir klar wie spät es ist. Mittlerweile ist der Nachmittag in den Abend übergegangen und ich bereite mir ein einfaches Abendessen zu.
Dann, das Wetter ist wieder stabiler, geht es wieder los. Einen letzten Spaziergang um die Insel für den Tag, ein letztes mal die Ruhe genießen bevor ich mich mit dem Buch in die Koje verhole bis ich endlich einschlafe.
Die Ereignisse in diesem Beitrag geschahen am 21.08.2016.
Hat’s euch gefallen? Dann abonniert meinen Blog via mail, folgt mir auf Facebook und lasst einen Kommentar da. 🙂