Seit ich vor zweieinhalb Wochen hier auf dem Blog geschrieben habe, das ich (in Deutschland) auf meinem Boot wohne haben mich zahlreiche Fragen erreicht. Dabei gab es ein paar Themen die besonders hohes Interesse gefunden haben. Meine Antworten waren meist aus Zeitgründen sehr kurz gefasst – daher heute etwas ausführlicher in meinen ersten FAQ. Bei Bedarf werden vergleichbare Beiträge folgen.
Temperatur?

Ganz klar: Wer im deutschen Winter auf sein Boot zieht muss vom ersten Tag an eine funktionierende Heizung haben. Hier habe ich erstmal die Empfehlung von Holger Peterson umgesetzt und mir schon auf der Hanseboot 2016 einen Ecomat 2000 gekauft, einen elektrischen Heizlüfter. Zwar kostet dieser etwas mehr als die meisten anderen elektrischen. Allerdings hat er mit 450 Watt eine vergleichsweise niedrige Stromaufnahme. Bisher komme ich mit dieser Leistung auch gut aus, man kann ihn aber auch noch deutlich hoch stellen. Noch wichtiger war aber die Sicherheit. Während fast alle anderen Heizlüfter ausdrücklich nicht für den unbeaufsichtigten Dauerbetrieb geeignet sind, ist dies beim Ecomat kein Problem. Die Stromkosten – primär heizen – haben sich in den ersten 30 Tagen auf 130 Euro belaufen. Und das bei Temperaturen die den größten Teil der Zeit um und unter dem Gefrierpunkt lagen. Soweit ist das für mich okay.
Trotzdem habe ich natürlich über Alternativen nachgedacht. Für im Hafen nicht verkehrt wären Infrafrotheizungen. Hier wird praktisch das Boot selbst zur Heizung – Infrarotstrahlen wärmen die bestrahlten Flächen auf. Genial. Leider sind die Platten nicht ganz klein, die Zahl der Wände an denen sie angebracht werden können beschränkt. Der einzige Nachteil meiner großen Fenster – die ich aber trotzdem deutlich höher schätze denn eine im Betrieb kostengünstigere Infrarotheizung.
Schick fände ich natürlich einen richtigen Feststoff- oder Dieselofen im Salon. Dieser ist aber Platzmäßig nicht sinnvoll unterzubringen. Zum einen wäre da der Kamin, der eben irgendwo hin will. Zum anderen der Ofen selbst. Beides ginge noch. Doch spätestens bei dem Platz um die Öfen, der nötig ist, wird es problematisch. Hier zu sparen wäre aber verherrend, sondern die entsprechenden Öfen doch eine enorme Hitze ab.
Nachdem ich erfahren musste, das meine alte Eberspächer aus den 80er Jahren nicht mehr sicher zu betreiben ist – wenn ich sie denn wieder in Gang bekommen würde – kann auch diese nicht mehr weiter ihren Dienst tun. Um also im nächsten Winter auch mal ankern zu können – ohne das es im Boot kalt wird – muss eine neue Heizung her. Dafür habe ich mich schon halbwegs für eine Planar Dieselheizung entschieden, die wohl im Sommer/Herbst eingebaut wird. Mit Sicherheit spätestens dann, wenn ich das erste Mal vor Anker lag und mir kalt wurde…
Schwitzwasser?

Ein weiteres Thema bezüglich des Raumklimas ist die Luftfeuchtigkeit und mit ihr das Schwitzwasser. Schwitzwasser entsteht, vereinfacht gesagt, wenn feuchte Luft auf kalte Oberflächen trifft. Die Lösung liegt in der Hand: Isolation und Lüften. Mein Boot ist nicht absolut dicht, ein gewisser Durchzug herrscht immer. Dies treibt zwar selbstverständlich die Heizkosten in die Höhe, ist aber auf einem kleinen Boot das einzige vernünftige. Ohne ständigen Luftaustausch wäre die Luft im Boot schnell schlecht. Einerseits würde die Luftfeuchtigkeit nach oben schießen, andererseits auch – gerade wenn man kocht – der Sauerstoffgehalt schnell absinken.
Doch nur eine gewisse Luftzirkulation reicht nicht. Dies habe ich spätestens auf einem Törn im Oktober letzten Jahres feststellen müssen, als ich jeden Morgen in einer Tropfsteinhöhle aufgewacht bin. Aus diesem Grund habe ich die Decke des Vorschiffs, die ganzen Fächer oberhalb der Wasserlinie sowie ausgewählte Bereich Mittschiffs, im Besonderen den Niedergang mit 19 Millimeter dickem, selbstklebendem Armaflex isoliert. Die Mischung aus Luftzirkulation, Heizung und Isolation sorgt dafür, das ich kein Schwitzwasser habe. Na gut: An den Fenstern hängen manchmal ein paar Tropfen und wenn ich lange Koche habe ich über dem Kocher schon ein, zwei Tropfen gesehen. Aber alles in allem: Schwitzwasserfrei.
Meldeadresse?
Wie schon im Bericht über meinen ersten Monat an Bord geschrieben: Meine Meldeadresse ist auf meinem Segelboot.
Achtung: Keine Rechtsberatung! Die hier beschrieben Informationen entsprechend meinem Wissensstand und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit & Richtigkeit.
Seit dem 01.11.2015 ist ein neues Meldegesetzt gültig. Unter Abschnitt 3, Paragraph 20 des BMG (Bundesmeldegesetz) wird definiert was eine Wohnung ist.
http://www.buzer.de/gesetz/10628/a180974.htm
Hieraus schließt sich: Auch ein Boot ist eine Wohnung, so darauf gewohnt wird und es nicht oder nur gelegentlich fortbewegt ist. Es ist also (natürlich) nicht möglich mit einer Meldeadresse an Bord auf Langfahrt zu gehen. Wer aber, wie ich, in Deutschland arbeitet und auf seinem Boot im Heimathafen wohnt, für den bildet dies eine Grundlage für eine Meldung.
Hiervon unberührt bleiben aber ggf. Einschränkungen außerhalb von Wohngebieten.
Auch wichtig: Ein reines Dulden durch den Hafenbetreiber reicht nicht aus. Bei der Meldung wird, wie auch bei jeder Wohnung an Land, eine Wohnungsgeberbescheinigung gefordert. Dies bedeutet, das der Hafenbetreiber euch schriftlich bestätigen muss, das ihr im Hafen auf eurem Boot wohnt. Dafür erhaltet ihr vom Einwohnermeldeamt ein Formular – besagte Wohnungsgeberbescheinigung.
Eine Anmeldung bei Freunden/Familie kam für mich nicht in Frage. Zum einen wäre die Familie doch sehr weit weg von meinem Arbeitsplatz. Noch wichtiger ist aber, das dies sowohl für mich, als auch für Familie oder Freunde empfindliche Strafen nach sich ziehen könnte.
Wie eben geschrieben muss auch der Wohnungsgeber schriftlich bestätigen das ihr an der Adresse wohnt. In Extremfällen können bei einer Scheinanmeldung sehr hohe Geldstrafen verhängt werden. Für Freunde/Familie kann diese bis zu 50.000 Euro betragen! (BMG, § 54). Obgleich das Risiko (so man nicht darüber zu bloggen beginnt 😉 ) das es auffällt eventuell gering sein mag: Ich könnte mit diesem Wissen nicht ruhig schlafen. Und vor allem es nicht verantworten, das andere für mich dieses Risiko eingehen.
Obwohl das neue Meldegesetz Wohnen an Bord erlaubt ist nicht jedes Einwohnermeldeamt so unproblematisch wie das hier in Cuxhaven. Daher kann ich nur jedem, der an Bord ziehen mag empfehlen: Macht es wie ich. Erst aufs Boot ziehen & beim Amt anmelden, dann Wohnung kündigen und auflösen.
Platz?

Dies bezieht sich wohl im Besonderen auf meinen Kleinkreuzer. Wohnen an Bord: Auf einer großen Yacht oder gar ein Katamaran? Klar. Aber auf einem keine sieben Meter langem Boot? Mit einer Wohnfläche von grob 6 Quadratmetern? Und diese sind ja auch noch voll mit Pantry, Vorschiffkoje, Tisch und Salonbänken!
Nun muss ich ehrlich sagen: Ich brauche nicht wirklich viel Platz. Ein Ort zum sitzen, an dem ich an meinem Laptop arbeiten sowie etwas essen kann, eine Möglichkeit etwas zu kochen sowie einen Platz zum Schlafen. Klo & Duschen sind an Land, das Klo bei mir an Bord habe ich noch nie genutzt und werde es wohl, wenn ich irgendwann den Raum brauche ausbauen.
Aktuell ist es aber drinnen, denn: Ich habe mehr Platz als ich nutze. Ja, auf Bea Orca gibt es noch eine ganze Menge ungenutzten Stauraum. So viel, das ich mittlerweile glaube, das eine Frau die genauso drauf ist wie ich hier sogar mit mir wohnen könnte. Wenn es so eine denn gäbe. Aber über das Thema könnte man wohl mehr als einen Beitrag schreiben – und hier würde es jeden Rahmen sprengen…
Geld?

Tja, das liebe Geld. Die einen wollen wissen, was ich mit all dem gesparten Geld jetzt mache. Die nächsten mutmaßen, das ich an Bord gezogen bin, weil ich mir eine Wohnung an Land schlicht nichtmehr hätte leisten können. Zweiteres ist nicht wahr.
Tatsächlich zahle ich im Moment mehr, da ich auf meinem Boot wohne! Der Grund? Dank Kündigungsfrist bezahle ich bis Ende April noch Miete für die Wohnung. Könnte sie aber natürlich auch noch nutzen. Und gerade jetzt im Winter ist es natürlich dann doch günstiger, die Wohnung zu beheizen denn mein Boot. Doch ich fühle mich an Bord einfach wohler. Und da ich ja nicht wegen des Geldes an Bord gezogen bin, ist das für mich auch kein Thema.
Was ich mit dem Geld machen werde, das ich aller Wahrscheinlichkeit sparen werde? Nun, ich habe schon damit begonnen es gewissermaßen in mein Boot zu stecken. Zum Beispiel habe ich mir gerade zwei neue Segel – ein Groß und eine Rollgenua – bestellt. Und auch sonst ist die letzten Wochen und monate der eine oder andere Euro ins Boot geflossen. Und der Rest? Sparen. Immerhin habe ich nicht Träume – sondern Pläne… 😉
Glücklich?

Auch hiernach wurde ich häufig gefragt, seit ich an Bord wohne. Ob ich glücklich an Bord bin? Aber hallo! Ich bin unglaublich froh hier zu leben. Seit ich an Bord lebe merke ich, wie ich entspannter bin, bessere Laune habe. Ich fühle mich der Natur deutlich näher, habe das Gefühl ein volleres Leben zu leben. Alles was ich brauche habe ich in meiner Nähe.
Hinzu kommt dieses Gefühl der vollkommenen Freiheit, die mir nur ein Segelboot geben kann. Die Freiheit, die Segel zu setzten und dem Horizont hinterher zu segeln. Und das ist für mich die absolute, reine Freiheit. Eine Freiheit, die für mich durch nichts zu ersetzen ist – und die von nichts übertroffen wird.
Das Lebensgefühl an Bord ist ein anderes. Ich habe nicht das Gefühl an Bord auf etwas wichtiges zu verzichten, gar ein spartanisches Leben zu führen wie mir untersellt wurde. Hey – ich hab ein Waffeleisen!
Nein, es ist eher das Gegenteil: Mein Leben an Bord ist gut gefüllt: Mit Traumhaften Momenten, Natur, Lebensfreude.
Und deswegen, deswegen lebe ich auf meinem 22 Fuß Segelboot.

Dies war mein erster FAQ-Beitrag. Ihr habt weitere Fragen? Haut in die Tasten. Ob als Kommentar hier oder auf Facebook, Nachricht oder Mail – ich freue mich drauf. Und vielleicht gibt es ja irgendwann noch einen FAQ-Beitrag?
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Hallo Sebastian, zum Thema Isolierung ein Tipp. Deine großen Fenster könntest Du von innen mit je einer zusätzlichen Plexiglasscheibe isolieren. Diese Scheiben (ca. 5 mm) läßt Du nach Muster schneiden. Dann brauchst Du Halterungen, mit denen Du die mobil einsetzen (und im Sommer wieder herausnehmen kannst). Klettband geht vielleicht auch. Die Teile müssen einen Luftspalt zum Außenfenster haben. Das ergibt so eine Art Doppelverglasung. So eine Konstruktion hat ein Freund an Bord seines Kajütdeckers mit großen Fenstern. Das isloiert und verhindert auch ein Beschlagen der Scheiben. Wenn Du nich Fragen hast, Du weißt ja, wie Du mich erreichst.
Gruß Klaus
Gute Idee! Muss da mal drüber nachdenken… für diesen Winter ist es zwar nichts mehr, aber der Nächste kommt bestimmt… 😉
Danke für den Tipp!
Viele Grüße,
Sebastian
Lieber Sebastian,
ich wünsch dir von ganzem Herzen eine passende Frau für deinen ungenutzten Stauraum.
Ich bin leider schon 64 Jahre alt. Das wird also wohl nix.
Im Ernst: ich freu mich jedes mal über spannende Neuigkeiten von dir und deinem Böötchen.
Wir segeln/wohnen (aber nicht ständig) zu zweit auf einer 21 ft Newbridge Coromandel (auch Kimmkielerin wie deine) und sind ohne jeden Platzmangel glücklich und zufrieden. Ja, nur die nasskalten Wände sind ab Mitte November wirklich unangenehm, selbst in Griechenland.
Ich möchte dir zu deiner Entscheidung gratulieren und … siehe oben
mit lieben Grüßen aus Wien
Lisl
Hallo Lisl,
danke für die lieben Worte! 🙂 Auch ohne Frau ist das Leben an Bord toll. Ich bin glücklich – und das ist für mich alles was zählt.
Bei Schwitzwasser hilft wohl nur isolation + heizen. Das dafür richtig gut. So ein Vorschiff hat man an einem Wintertag isoliert. Und das lohnt sich wirklich!
Viele Grüße,
Sebastian
Hihi ich mache das gleiche in flensburg. 24 Fuß 🙂 Vielleicht besuche ich dich mal 🙂
Cool! Noch so ein verrückter! 😀 Würde mich freuen 🙂
was heisst da Verrückter 🙂 Irgendwie muss man sich doch seine Freiheit bewahren.
@Sebastian – ich habe eine Frage zu dem selbstklebendem Armaflex. 19mm klingt für mich echt reichlich. Nimmt das nicht zu viel Lebensraum weg ? Braucht man die 19mm wirklich, das die Isolierung einiger Maßen funktioniert ?
Wäre spitze wenn du mir antworten würdest …
Ich wünsche euch einen tollen Frühling und einen tollen Sommer!
Ich komme mit den 19mm gut zurecht. Ich hab mir fürs Vorschiff bewusst viel geholt – hier schlafe ich, verhältnismäßig wenig Volumen… wenn das nicht gut isoliert ist bildet sich Schwitzwasser. 19mm war allerdings auch gerade im Angebot. 😀
Das die Isolation an der Decke wohnraum stiel empfinde ich nicht so. Da habe ich etwas sorgen bezüglich der Seiten – weshalb diese noch nicht isoliert sind. Hier denke ich über ca. 10mm Armaflex nach. Wie viel man wirklich braucht kann ich dir aber nicht mit Sicherheit sagen. Dies hängt aber letztlich auch davon ab wo, welche ansprüche, wann, was für ein boot….
Viele Grüße,
Sebastian