Im Winter an Bord: Mein erster Monat als Lifeaboard

Die erste Nacht schlafe ich tief und fest. Ich fühle mich unglaublich wohl und geborgen. Zuhause.

Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen. Jacke an, Fahrradhelm auf und raus geht’s. Was für an Anblick! Das Licht der Lampen, eigentlich gedacht um die Stege bei Nacht zu beleuchten, reflektieren sich im Wasser. Nein, nicht im Wasser – auf der geschlossenen Eisdecke im Hafen!

Sicherlich ist sie nicht dick. Trotzdem bin ich absolut begeistert von diesem Anblick. Es ist einfach wunderschön. Am liebsten wäre ich an Bord geblieben. Doch die Arbeit ruft und so steige ich auf mein Fahrrad und fahre die wenigen Kilometer zu meinem Arbeitsplatz. Zwar hätte ich auch im Hafen Duschen können – doch da ich zum einen beim Fahrradfahren gelegentlich schwitze und zum anderen auf Arbeit kostenlos duschen kann mache ich dies lieber dort.

Am Nachmittag geht es endlich zurück an Bord. Die Eisschicht im Hafen ist noch immer geschlossen. Doch jetzt, bei Tageslicht sieht es nicht mehr ganz so majestätisch aus – denn das Wasser ist braun.

Bevor es aufs Boot geht überprüfe ich den Stromverbrauch – und bin erschrocken. Er liegt fast doppelt so hoch wie angenommen!

Doch dann rufe ich mich zur Ruhe. Zum einen ist das ganze Boot durchgekühlt gewesen, das Laminat hatte Minusgrade. Dann ist es draußen sehr kalt, so das noch stärker geheizt werden muss. Und zuletzt habe ich auch noch das Ladegerät an der Batterie das diese wieder auflädt. Nein, es wäre eher seltsam gewesen hätten sich meine Erwartungen, die sehr optimistisch waren, erfüllt.

An Bord mache ich es mir zunächst bequem. Etwas Musik an. Dann geht es an den Spirituskocher. Heute möchte ich ihn einweihen. Doch zunächst will dort Brennstoff hinein. Ganz unmännlich schnappe ich mir die Bedienungsanleitung und lese mir die relevanten Stellen durch. Eigentlich ganz einfach. Der Brenner wird geöffnet, die beiden Tanks herausgenommen und schräg gehalten. Dann den Spiritus auf die Watte spritzen. Dies dauert, doch schließlich ist in beiden Tanks jeweils ein Liter Brennspiritus.

Sicherheitshalber wische ich noch einmal die Tanks ab für den Fall das ich gesudelt haben sollte, dann baue ich sie wieder ein. Langsam bekomme ich richtig Appetit. Für heute Abend ist Milchreis geplant. Soll ich ihn nach Mama-Art machen, also mit Eischnee und Vanillepuddingspulver, oder nach Anleitung, so das er an der Decke kleben bleibt?

Eigentlich mache ich ihn ja gerne wie meine Mama. Aber Eischnee schlagen mit dem Schneebesen? Uff…

Die Faulheit siegt. Ich fülle einen halben Liter Milch in den Topf und bringe sie zum kochen. Eigentlich rechne ich damit jetzt hier eine ganze Zeit lang zu stehen. Letztes Jahr hatte ich einen Camping-Gaskocher hier stehen der faktisch nur eine Stufe kannte: Voll Pulle. Und so habe ich noch nie länger hier gestanden. Begeistert merke ich, wie bequem es ist sich mit dem Hintern an den Tisch zu lehnen. Und plötzlich macht auch der schräge Boden wirklich Sinn! Da kann man ja total gut stehen! Bei Seegang – den ich hier im Hafen natürlich hoffentlich nie haben werde – bestimmt praktisch.

Ich rühre gelegentlich leicht durch die Milch um ein Anbrennen zu verhindern, doch die meiste Zeit genieße ich einfach die minimale Bewegung meines Bootes. Es schwimmt eben doch – und ist damit immer ganz leicht in Bewegung. Angenehm, dieses sanfte Wiegen bei jeder Bewegung.

Fast wie…

Plötzlich schrecke ich hoch. Die Milch – sie kocht hoch! Hecktisch greife ich zum Kochtopf, ziehe ihn von der Platte. Zeitgleich packe ich den Löffel und beginne zu rühren. Doch es ist bereits zu spät, die Milch kocht über.

Schöne Scheiße…

Ein Fluch dringt über meine Lippen. Der tolle, neue Kocher. Zum aller ersten Mal kochen – und prompt schaffe ich es Milch überkochen zu lassen!

Der Topf wird gereinigt, dann mache ich mich an einen zweiten Versuch. Die zweite Hälfte der Milchtüte wandert in den Topf. Doch dieses Mal bin ich vorgewarnt: Der Spirituskocher hat, anders als ich gelesen habe, wirklich Power! Also bin ich deutlich aufmerksammer. Und eine halbe Stunde später steht ein köstlicher, dampfender Teller mit Milchreis vor mir. Garniert mit etwas Erdbeermarmelade – lecker. Ja, hier kann man kochen. Zugegeben, Milchreis ist jetzt nicht die hohe Kunst der Pantry. Aber da geht noch viel mehr – und ich freue mich schon darauf selbst kreativ zu werden.

Erst am nächsten Tag werden mir die Folgen meines ersten, misslungenen Kochversuches so ganz bewusst: Ich habe keine Milch mehr – und trockene Haferflocken zum Frühstück? Nein, auch ich esse nicht alles. Und so wird es eben eine Orange. Dazu koche ich mir eine Tasse Tee. Dies hat auch noch den Nebeneffekt, dass es gleich einen Grad wärmer im Boot wird – und der Tee wärmt auch noch zusätzlich von innen.

Während der ersten Woche monitore ich den Stromverbrauch noch genau. So ganz zufrieden bin ich nicht. Hochgerechnet komme ich auf 180 Euro für einen Monat!

Auch bekomme ich überraschend Besuch. Tim, der mir bereits bei der Elektronik unglaublich gut geholfen hat steht spontan am Steg und kommt für einen Tee in die Kajüte. Wann zuletzt jemand bei meiner Wohnung angeklopft hat und mal vorbeigeschaut hat? Ich kann mich nicht entsinnen – freue mich aber sehr das er mich besucht.

Die Nacht von Freitag auf Samstag sollte bereits die erste Nacht werden die ich nicht auf meinem Boot verbringe – und das ganz spontan. Gegen Abend fahre ich mit dem Zug nach Bremen zu einem Seglertreffen auf der Alex. Der Abend ist gemütlich – und als ich mich gerade verabschieden will um die letzte Verbindung nach Cuxhaven zu bekommen bietet man mir eine Koje an Bord an. Die Stimmung ist gut und so nehme ich gerne an.

Das Wochenende wird genutzt für ein paar Anpassungen an Bord. Ich Isoliere den Niedergang und Mittschiffs. Hier verkleide ich das Isolationsmaterial auch – mit roter Klebefolie. Dabei zeigt sich malwieder das ich nicht der große Handwerksmeister bin. Deutlich sichtbare Falten bleiben zurück. Doch alles in allem bin ich zufrieden, es gefällt mir. Und so tue ich die kleinen Schönheitsfehler mit einem Schulterzucken ab.

Beim Baumarkt decke ich mich zudem mit Holz ein. Insgesamt zwanzig mal zwei Meter langer Latten sowie ein größeres Holzbrett. Ich will mir ein Bücherregal sowie ein Regal für Lebensmittel in ein Schapp bauen. Doch schon bald sollte ich mein Lebensmittelregal verwerfen. Der Platz für anersweitig verwendet. Außerdem wird mir bewusst, dass ich Lebensmittel lieber nah am Wasser lagere, da sie dort auch gleich leicht gekühlt werden. Mit einer Kiste unter einer der Salonbänke bin ich dabei besser bedient.

 

Mittlerweile werde ich auch in der Pantry zunehmend mutig. So gibt es bereits nach wenigen Tagen ein Stück Fleisch – das sich auf dem Spirituskocher sehr gut braten lässt – mit einer Pilzsoße und Reis. Hier wundere ich mich zum ersten Mal über mein Essverhalten. Ich bin ein „Vitamine? Ess ich nicht“-Mensch. Oder war es zumindest bisher. Bei Gemüse waren Kartoffeln das einzige was mir noch schmeckte. Vielleicht mal etwas Zwiebel irgendwo drinnen oder, wenn es denn sein musste Möhren. Aber das ich mir mal freiwillig Pilze kaufen würde für eine Pilzsauce? Noch schlimmer entwickelt sich allerdings in den ersten Wochen mein Essverhalten bezüglich Obst. Hatte ich mir in der Wohnung höchstens mal während der kurzen Erdbeersaison ein paar Erdbeeren gekauft, sonst praktisch kein Obst gegessen so beginne ich es plötzlich zu verschlingen. Kiloweise Äpfel und Orangen finden ihren Weg an Bord. Zeitweise befinden sich mehr als fünf Kilo Obst an Bord – nur um nach wenigen Tagen aufgegessen zu sein.

Witzelnd erkläre ich, ich würde jetzt wohl nachholen was ich die letzten 23 Jahre nicht gegessen habe. Doch so ganz erklären kann ich es mir nicht. Mein Essverhalten war nicht wirklich etwas, bei dem ich mit einem solch starken Einfluss durch meinen Umzug aufs Boot gerechnet hatte.

Nachdem in der ersten Woche kein Wasser ins Boot eingedrungen ist und auch die Heizung problemlos ihren Dienst verrichtet begebe ich mich am 24.01. zum Einwohnermeldeamt. Zwar hat mir sowohl der Hafenmeister als auch mein Nachbar erzählt das dies hier in Cuxhaven problemlos klappen würde – trotzdem bin ich nervös. Zu viele Negative Erfahrungen habe ich in der Vergangenheit lesen dürfen. Doch bevor ich meine Wohnung kündige brauche ich unbedingt meinen Wohnsitz auf dem Boot. Denn ohne festen Wohnsitz zu sein kommt für mich nicht in Frage.

Ich komme sofort dran und erkläre dem Herrn hinterm Tisch mein Anliegen.

„Kein Problem. Worin du wohnst ist uns hier egal. Aber wir brauchen eine Wohnungsgeberbescheinigung.“

„Eine…?“, erwidere ich.

„Eine Wohnungsgeberbescheinigung. Hier, ich gebe dir gerade den Zettel. Einfach ausfüllen lassen und mitbringen. Dann kannst du dich anmelden.“

Er reicht mir einen Zettel auf dem mein Vermieter – beziehungsweise in meinem Fall der Hafenmeister – ausfüllen muss das ich dort wohnen darf – und das ich dort wohne. Langsam erinnere ich mich auch wieder daran. Als ich mich vor einem Jahr in Cuxhaven angemeldet hatte war dies noch nicht verlangt worden. Doch eigentlich ist dieser Zettel mit dem neuen Meldegesetzt vom November 2015 nötig geworden. Somit ist er nichts Besonderes für mich als Lifeaboard sondern ganz allgemein nötig. Bevor ich gehe erfahre ich, das ich selbst so einen Wisch bräuchte, wenn ich beispielsweise bei meinen Eltern wieder einziehen würde!

Kaum zurück im Hafen telefoniere ich mit dem Hafenmeister. Alles kein Thema – kennt er schon vom anderen Lifeaboard, ich solle einfach den Zettel in seinen Briefkasten werfen.

Als ich am nächsten Tag von der Arbeit nach Hause komme finde ich hinterm Niedergang in einem Briefumschlag die Wohnungsgeberbescheinigung – komplett ausgefüllt. Perfekt!

Etwas ruhiger aber noch immer aufgeregt geht es am nächsten Tag erneut zum Einwohnermeldeamt. Es ist bereits Donnerstag, der 26.01.2017. Ich würde gerne noch im Januar meine Mietswohnung kündigen. Ich habe eine Kündigungsfrist von drei Monaten zum Ende des Monats. Wenn heute etwas schief geht bedeutet dies, dass ich die Mietswohnung nicht bis Ende April sondern sogar bis Ende Mai habe.

Heute sitzt eine sehr junge Frau auf der anderen Seite des Tisches. Sie liest die Adresse durch. Und liest noch einmal.

„Einen Moment bitte“, entschuldigt sie sich und verschwindet mit der Wohnungsgeberbescheinigung zu ihrem Vorgesetzten. Mehrere lange Minuten warte ich bis sie wieder da ist.

„Alles gut.“, erklärt sie sogleich. Und mir fällt ein Stein vom Herzen. Sie hatte so einen Fall noch nie, wusste einfach nicht was sie dort nun eintragen sollte.

Nun dauert es keine fünf Minuten mehr und ich habe meine Meldebescheinigung – Inklusive Liegeplatz und:

„Segelyacht Bea Orca“

Auf dem Ausweis steht hingegen „Am Schleusenpriel 0“ – eine Adresse mit Liegeplatz und Bootsnamen hätte wohl auch einfach nicht mehr drauf gepasst.

Ich schaffe es noch Fassung zu behalten bis ich draußen bin. Dann…

„Yeah!“

Ich wohne auf meinem Segelboot – ganz offiziell! Das Gefühl? Einfach nur Stark. Unglaublich. Ich habe es tatsächlich getan. Und es hat geklappt!

Auf dem Rückweg zum Boot mache ich einen Abstecher zur Post und versende die schon vor dem Einkranen vorbereitete Kündigung. Ich wohne auf meinem 22 Fuß Segelboot – und werde dort auch bleiben.

 

Auch  das zweite Wochenende als Lifeaboard verbringe ich an Land. Die Boot Düsseldorf ruft, ich halte dort am Samstag einen Vortrag. Natürlich nicht über mein Leben an Bord sondern über meine Törns im Schlauchsegelboot. Ich muss mich unglaublich beherrschen auf der Bühne nichts auszuplaudern, kann mir den Hinweis dass da was, wie ich finde „echt spannendes“, bald auf meinen Blog kommt nicht verkneifen. Und als ich dann Abends noch für den Segelnpodcast interviewt werde und erfahre, das dieser erst online geht nachdem ich selbst damit auf meinem Blog online sein will kann ich mir eine kurze Anmerkung nicht verkneifen.

Auch sonst ist es ein schönes Wochenende. Ich sehe mal wieder meine Lektorin, früher längere Gespräche mit Susanne, jener Seglerin die mich zusammen mit ihrem Miteigner und der Lilith 2014 auf dem Sloter Meer nach einer angebrochenen Pinne und Nervenaufreibenden Überfahrt aufgenommen hatte. Außerdem treffe ich überraschend viele Menschen, die meinen Blog kennen. Bereits im Zug werde ich angesprochen! Für mich eine in dem Ausmaß neue, aber auch schöne Erfahrung.

Zwischendurch schaffe ich es aber noch, die zwei Stände anzulaufen die mich wirklich interessiert haben. Ein Händler der unter anderem Bootsöfen verkauft bestätigt mir, was ich schon vermutet hatte: Einen Feststoffofen lässt sich bei mir nicht vernünftig unterbringen. Ebensowenig ein Dieselofen. Beide brauchen rund 20 Zentimeter Luft um sie herum. Und das ist bei mir nur mit enormen Einschnitten in den Raum möglich. Doch ist es okay, mit der Planar-Heizung habe ich bereits eine Alternative für Törns im nächsten Winter gefunden. Der andere Stand ist ein Segelmacher. Ein Leben an Bord ist toll. Aber ich will ja nicht nur im Hafen leben. Das Rollvorsegel ist bereits letztes Jahr gerissen und muss ersetzt werden. Zwar habe ich zwei Stagreiterfocks, doch eine Rollgenua ist mir nicht nur wegen des Rollsystems, sondern auch wegen der größeren Segelfläche wichtig. Und auch wenn es noch okay ist: Eine zweites Großsegel soll auf jedenfall her, um für Redundanz zu sorgen. Und wenn man schon dabei ist, wieso nicht beide neu…

Trotz Messerabatt kosten die beiden Tücher viel Geld. Letztlich lasse ich mir das Angebot geben und beschließe noch einmal darüber nachzudenken.

Ende Januar komme ich endlich dazu mein Bücherregal zu bauen. Ich säge mir ein Grundgerüst aus Dachlatten zurecht. Schrauben ist aus Platzgründen kaum möglich und ich entscheide mich fürs kleben. Doch trotz ausgiebiger Suche kann ich kein Sikaflex oder Pantera finden. Dabei war ich mir so sicher, noch welches zu haben!

Kurzerhand geht es vom Bootszubehörhändler auf der anderen Seite des Hafenpriels, zwei neue Tuben kaufen. Doch zurück an Bord ist es Zeit fürs Abendessen und so vertage ich die weitere Arbeit.

Am nächsten Tag werden die einzelnen Holzstücke angeklebt, was überraschend gut gelingt. Die meisten keile ich einfach ein und klebe nur die Enden. Das sollte gut halten. Doch als ich mein größeres Holzbrett zersägen will kommt meine kleine Handsäge an ihr Limit. Der dicke Bügel verhindert das durchsägen – hierfür ist sie einfach nicht geeignet. Zähneknirschend verschiebe ich die Fertigstellung des Bücherregals erneut, bis ich mir am nächsten Tag eine Stichsäge kaufen kann. Hiermit gelingt es mir dann endlich das Brett in drei Teile zu zersägen die als Regalböden dienen. Ein kurzer Stabilitätstest, dann werden die Bücher einsortiert. Ein wenig überrascht stelle ich fest: Da passen noch mehr Bücher rein als ich an Bord habe! Aber gut so.

Das Bücherregal sorgt nicht nur dafür, das die Bücherkiste endlich aus dem Vorschiff verschwindet, sie erhöht, ebenso wie die neuen Polster die Wohnlichkeit meiner Großen enorm.

Am ersten Februarwochenende hole ich noch einige letzte Sachen aus der Wohnung, unter anderem einige zusätzliche Bücher (die noch immer nicht reichen um das Bücherregal komplett zu füllen) und den Drucker. Dann fahre ich mit dem frisch gereinigtem Auto zu mehreren Händlern, doch die gebotenen Preise sind mir zu niedrig. Das ist ja fast verschenkt! Vielleicht doch privat verkaufen? Ich beschließe es zu versuchen. An Wert verlieren kann es da ja sowieso nicht mehr.

Anfang Februar wird es noch einmal richtig kalt. Mehrere Tage bleiben die Temperaturen unter null Grad, der Hafen friert komplett zu. Nur direkt um die Rümpfe der Boote, wohl bedingt durch die Bewegung bleibt es Eisfrei. Jedenfalls fast: Nicht nur an Bea Orcas Rumpf bilden sich Eiszapfen, die vom Wasserpass hinab hängen. Sachen gibt es… ich bin überrascht.

Erst nach dem zweiten Februarwochenende wird es wieder wärme. Doch zunächst schneit es und so erlebe ich das erste Mal Schnee an Bord. Zugegeben, viel ist es nicht – nur ein wenig Puder, während große Teile vom Rest des Landes im Weiß versinken. Trotzdem hat es etwas. Und zugleich: Ich freue mich darauf wenn der Winter endlich vorbei ist. Obwohl ein Winter an Bord besser ist als ein Winter in der Wohnung, ich kann den Frühling an Bord kaum erwarten.

Mein erster Monat an Bord ist schon fast vorbei, als es endlich wieder wärmer wird. Ich nutze die wenigen Tage schönen Wetters für Radtouren am Meer entlang. Statt direkt nach der Arbeit zum Hafen zu fahren geht es über Sahlenburg an den Strand, die Küste entlang und dann entweder durch Döse und das Lotsenviertel zurück an Bord, oder aber über die Grimmershörner Bucht.

Ich bin ein wenig aufgeregt. Ich habe mir vorgenommen am nach genau einem Monat an Bord meinen ersten Blogbeitrag über das Leben an Bord zu veröffentlichen. Zum ersten Mal öffentlich im Internet klar zu sagen, dass ich an Bord lebe. Fragen in diese Richtung habe ich die letzten Wochen dezent versucht zu übersehen – mit zunehmend weniger Erfolg. Ob es wohl angenommen wird? Und ob andere Menschen das ganze hier genauso interessant, genauso spannend finden werden wie ich?

Als ich am 16.02.2017 auf Veröffentlichen drücke und den Beitrag „Von der Landratte zum Lifeaboard“ online schalte ist mir noch nicht klar, was für eine Lawine ich lostreten würde…

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Sebastian

12 Kommentare

  1. Wie macht man das mit melde Adresse ? und wie ist das mit Ämter da ein Freund von mir das auch machen wollte und ist zur zeit Harz 4 Empfänger. Er würde ja Billiger auf ein Boot Wohnen als ne Mietwohnung , nur da legt sich die frage ob es ein Amt übernehmen würde oder sogar muss.

  2. Freunde von mir haben es ein Jahr in einer Stahljacht versucht. Mit Gas geheizt haben sie so viel Wasser ins Innere geholt, daß alles inkl. der Kleidung in den Schränken verschimmelt ist. Den zweiten Winter haben Sie im Boot an Land gewohnt, aber die (nun elektrisch) verursachten Heizkosten waren mit 600€ so hoch, dass man sich wieder eine Wohnung gesucht hat und das Schiff nunmehr der Erholung im Frühjahr bis Herbst dient. Ein Versuch ist es wert.
    Die Idee ist toll…das Gefühl unbeschreiblich…aber Realitäten müssen anerkannt werden.
    Wünsche dir viel Erfolg bei deinem Versuch.
    LG ivonne

    • Moin,
      da haben sie was falsch gemacht. Tut mir leid das zu sagen – ist aber einfach so. Dank Isolation an den richtigen Stellen habe ich kein Schwitz/Kondenswasser. Die Heizkosten lagen für 30 Tage (Mitte Januar bis Mitte Februar) im Winter bei größtenteils Minusgraden bei 130 Euro. Bei den aktuellen Temperaturen ist’s weniger. Eine Tatsächliche Hochrechnung aufs ganze Jahr kann ich zwar erst nächstes Jahr machen – klar – aber bereits jetzt ist absehbar das ich fürs Boot nicht mehr bezahlen werde als für die Wohnung. Oder anders gesagt: Selbst mit den 130 Euro für Strom (hauptsächlich heizen) habe ich am Ende des Monats noch deutlich weniger bezahlt als für die Wohnung.
      Ich Tippe hier auf fehlende/ungenügende Isolierung und eine schlechte E-Heizung. Was die Gasheizung anbetrifft fehlen mir die Kentnisse – bereits bezüglich der Funktionsweise. Aber sowohl Feststoff als auch Diesel, Petroleum und eben Elektroheizungen sollten ein Boot trocken heizen – solange entsprechend angelegt. Eben keine Verbrennung von Luft im Innenraum.
      Und was die Heizkosten betrifft: Entweder eine extrem Stromfressende Heizung, sehr hohe Komfortansprüche – oder einen Stellplatz mit sehr hohen Strompreisen. Gerne auch in Kombination. Oh – oder das Boot war eben sehr groß. Ich weiß, das die Heizkosten von mir vergleichbar sind mit denen anderer, die die gleiche Heizung benutzen. Ist also ein realistischer Wert.
      Schade das es bei deinen Freunden nicht geklappt hat – doch die Probleme von denen habe ich glücklicherweiße nicht. 🙂
      Viele Grüße,
      Sebastian

  3. Kannst du wirklich im Salon stehen? #machmaneroomtour

    • Moin,
      Jup, kann im Salon stehen. Unterm Niedergang sogar ganz aufrecht, vor der Pantry entweder eingekeilt zwischen Pantry und Tisch oder mit eingezogenem Kopf. Da fehlen vielleicht fünf Zentimeter. Hatte gestern Besuch, da war ein ganzer Kopf darüber noch Platz. Mit meinen 1,85 Metern ist aufrecht stehen aber nur unterm Niedergang möglich. Ist aber nicht tragisch. Jeans anziehen im Stehen ist möglich – und das ist das wichtigste 😉
      Eine Bootstour wird noch kommen. Ich werde allerdings aktuell leicht erschlagen vom Material. Kann also noch paar wochen dauern…
      Viele Grüße,
      Sebastian

  4. Ich finde die Idee und dessen Umsetzung hervorragend. Und mit den steten Verbesserungen an Bord wird die Kombination Segeln und Leben auf dem Boot alles noch angenehmer für Dich machen.

  5. Danke! Freue mich immer wenn es gefällt 🙂 Aber keiner muss mich beneiden: Auch wenn man nicht mehr 23 ist kann man auf sein Boot ziehen. Ich weiß von teils deutlich älteren Menschen die auf ihrem Boot leben bzw. auf’s Boot gezogen sind.
    Aber natürlich weiß ich auch, das es ja nach Wohnort oder auch mit Familie deutlich schwerer sein kann…
    Trotzdem: Nicht einfach die eigenen Träume aufgeben. Es tut so unglaublich gut hier jetzt an Bord zu sitzen und zu sagen: Das ist mein Zuhause.
    Viele Grüße,
    Sebastian

  6. Du lebst das Leben vieler, die es sich nicht getraut haben! Ich bin mir sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der Dich beneidet… Fair Winds!

  7. Wow wie toll, finde ich wunderbar, viel Glück im neuen Leben. In meinem nächsten Leben mach ich das auch.

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