Nach mehreren Tassen mit Wasser aus den Kanistern packe ich auch das restliche Gepäck auf BEA. Sie muss über ein paar Steine. Die sind zwar nicht scharfkantig – trotzdem möchte ich den Druck so niedrig wie möglich halten. Dann befestige ich sie noch am Land – nicht das sie wegschwimmt, bei den Temperaturen wäre hinterher schwimmen – auch im Sonnenschein – ehr weniger drinnen.
Dann geht alles ganz schnell. Ich schaffe es sie über die Steine zu heben, nur einmal muss ich kurz abstellen, dann schwimmt der Bug. Den Rest kann ich dann bequem zu Wasser lassen. Schwieriger wird es beim wieder beladen. Da ich meinen Festmach-Hering nicht in den Boden schlagen will konnte ich BEA nur an den Steinen festmachen. Das alleine wäre noch nicht so schlimm, müsste ich nicht auch noch über die Steine drüber klettern um das Gepäck (und dann auch mich) an Bord zu bringen. Ich habe das Gefühl als müsste ich Balancieren – und zwischendurch auch mal fast einen Spagat machen. Aufgrund meiner ausgewachsenen Sportlichkeit… scheiße, ich sollte vielleicht wirklich einwenig an mir arbeiten. Ein bisschen weniger Sofa und ein bisschen mehr Bewegung könnten vielleicht hilfreich sein. Das wird mir spätestens klar, als ich irgendwo zwischen Boot und Ufer hänge und versuche, beides mit den Beinen wieder anzunähern.
Besonders lustig wird dies, nachdem ich die Leinen gelöst habe… nun stehe ich da und versuche BEA ruhig und mein Gleichgewicht zu halten. Ein beherzter Schritt auf ein daraufhin wackelndes Boot beendet diesen Akt – endlich. So schnell es geht packe ich das Paddel und lege mich ins Zeug. Natürlich würde ich lieber Segeln – und ich bilde mir sogar ein, das der Wind nachgelassen hätte – aber ganz ehrlich: Lieber Paddel ich, als sofort ins nächste Problem zu rasen. Nein danke – einmal angeschwemmt am Tag reicht mir mehr als aus. Wenn ich es mir so überlege: Ich kann den restlichen Törn auch sehr gut darauf verzichten!
Also paddele ich. Obwohl ich paddeln eigentlich nicht mag tut es mir gut. Denn endlich bin ich wieder auf dem Wasser. Und das die Sonne scheint hilft auch. Zuhause merke ich nur selten, wie stark die Auswirkung des Wetters auf meine Laune ist. Aber hier…
Kurz darauf bin ich aus dem etwas geschützteren Bereich raus. Schnell merke ich, das hier wieder ein gewisser Seegang herrscht – aber es ist absolut kontrollierbar. Ich kann sogar gegenan, verzichte aber darauf. Muss ich ja nicht. Und von der Schlepperei bin ich noch immer kaputt. Am Eingang des Kanals liegt ein Marrekritte-Platz an dem ich schon letztes Jahr vorbei gekommen bin. Irgendwie gefällt mir die Stelle und ich beschließe eine kurze Pause einzulegen. Ein paar Bilder, vielleicht etwas Ballast (Wasser) ablassen und durchatmen. Jetzt ist’s eh nicht mehr weit bis Koudum, meinem neuen Ziel für heute.
Kaum an Land entdecke ich eine Überraschung:
Hier darf man Zelten! Yay!
Im Internet hatte ich eine Karte mit den Marrekrite Plätzen auf denen man Zelten darf gefunden. Aber der hier war nicht drauf verzeichnet. Dabei ist es doch echt schön hier. Lange musste ich nicht nachdenken – eigentlich gar nicht. Hier bleibe ich. Mir gefällt die Stelle…
Die schönsten Nächte hatte ich schon letztes Jahr außerhalb von Häfen verbracht, ich hoffe dieses Mal öfters in der Natur zu übernachten.
Der Zeltaufbau gestaltet sich dann etwas schwieriger als gedacht. So wirklich Windgeschützt ist hier nichts und bei 5 – 6 bft mag das Zelt eigentlich lieber ein Tänzchen aufführen als stehen zu bleiben. Schließlich haue ich einen Hering in den Boden noch bevor ich das Zelt aufrichte. Auch so entscheidet der Wind mit, in welche Richtung aufgebaut wird. Aber anders ist es einfach nicht zu machen.
Ich habe noch nicht meine Sachen ins Zelt geräumt, da werde ich noch mal so richtig überrascht. Ein Plattbodenschiff biegt in den Kanal ein. Nicht nur, dass es das erste Boot ist, dem ich hier auf dem Wasser begegne – es legt sogar direkt neben mir an! Ich hatte ja anfang März vieles erwartet… Aber in der ersten Nacht an einem Marrekrite Platz ein Boot direkt neben mir? Nein, das hätte ich nicht Mals im Traum gedacht! Andererseits… bei dem Wetter…
Die Besatzung verschwindet gleich nach dem Anlagen mit dem Fahrrad in die Stadt und so widme ich mich meinem Abendessen: Nudeln in Schinken-Sahnesoße. Ordentlich Knobi dran, dann schmeckt sogar der Tütenfraß. Nebenbei mache ich Notizen für den Blog. Schnell voran komme ich nicht gerade –immer wieder sehe ich aufs Wasser und genieße die Aussicht. Es ist schön hier. Ich komme runter, verarbeite die Eindrücke des Tages. So schön hier. Ich bleibe in Friesland. Wenigstens solange die Sonne scheint. Selbst wenn ich nicht den Törn machen kann den ich wollte. Ach, egal. Juckt mich nicht. Hauptsache unterwegs. Hauptsache am und auf dem Wasser. Hauptsache glücklich.
Die letzten Nudeln sind kalt als ich sie endlich esse. Kurz nach dem Sonnenuntergang verschwinde ich im Schlafsack und lese noch einwenig „Der Circle“, bevor die Äuglein zuklappen.
Die Ereignisse in diesem Teil geschahen am 08.03.2015
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