Autos, die auf einer nahen Straße vorbei fahren wecken mich auf. Nicht etwas das es laut gewesen wäre, nein. Doch seit Anfang des Törns war jeder Liegeplatz weiter von der nächsten vielgenutzten Straße entfernt gewesen. Draußen ist es neblig. Im Moment könnte ich gar nicht weiter, egal ob ich will oder nicht.
Doch zunächst geht es sowieso in die Altstadt. Meine Lebensmittelvorräte sind aufgebraucht. Ich habe nichts mehr fürs Frühstück. Also suche ich nach einen Supermarkt. Hier kommen viele Segler vorbei, es muss doch irgendwo Zentral eine Versorgungsmöglichkeit geben!
Und so laufe ich zwischen den Halten Häusern umher und halte Ausschau. Ich komme an einem Fahrradgeschäft vorbei, mehreren Kleidungsläden und sogar einem Geschäft, das Holzschuhe verkauft. Aber kein Lebensmittelgeschäft.
Ich bin schon auf dem Weg zurück als ich ein Geschäft sehe, das auf den ersten Blick wie ein Lebensmittelgeschäft aussieht finde. Doch auch hier bin ich falsch und schließlich geht es weiter.
Kurz bevor ich zurück beim Zelt bin komme ich an einer Bäckerei vorbei in der ich mir ein Frühstück kaufe.
Ich habe mittlerweile beschlossen das ich auf jeden Fall bleibe. Zwar sind die Sanitäranlagen geschlossen und ohne Klo, in der Stadt, ist nicht ideal. Aber es ist nicht so weit aus der Stadt raus als das ich die Strecke nicht auch mitten in der Nacht machen könnte.
Doch mag ich nicht den ganzen Tag in dieser einen Stadt verbringen, dafür bin ich doch zu wenig der Stadtmensch. Also geht es jetzt quer durch die Stadt und dann immer weiter in Richtung Hindeloopen. Zur Orientierung habe ich nur meine Wasserkarte. Das wäre an Land bei gutem Wetter schon subotimal aber dank der Nebels kann ich nicht übermäßig weit sehen. Kurz mache ich eine Pause um zu tun was ich in der Stadt nicht tun wollte, dann geht es weiter. Abgesehen von einer Reiterin bin ich alleine. Es ist still hier. So nervig der Nebel auch ist, er gibt der Landschaft ebensoviel wie er verdeckt. Es ist schön hier. Ich entspanne mich. Meinen Beinen tut das laufen gut. So gerne ich auch auf dem Wasser bin, von Zeit zu Zeit ist es doch sinnvoll die Beine zu bewegen.
Ich bin schon einige Zeit unterwegs als ich plötzlich voraus eine Brücke und ein erstes Haus sehe. Ich hab’s geschafft! Das ist Hindeloopen!
Schnell wird mir klar, warum ich immer wieder begeisterte Berichte von anderen Seglern über diesen Ort gelesen habe. Man hat das Gefühl als hätte sich die Architektur seit Jahrhunderten nicht geändert, als wäre in diesem Dorf die Zeit stehen geblieben. Natürlich gibt es elektrische Straßenlampen und Autos, Straßenschilder…..
Aber die Gässchen und kleinen, alten Häuser, die kleinen Kanälen und gepflasterten Straßen lassen das schnell vergessen.
Vorbei am Yachthafen begebe ich mich um Ijsselmeer. Ich kann es hören bevor ich es sehe. Das Ijsselmeer zeigt heute seine Zähne. Die Wellen schlagen laut gegen den Deich, brechen sich. Der Nebel ist über dem Wasser deutlich dichter als an Land, ich sehe nur ein paar Meter weit aufs Wasser. Und dabei ist der Wind nicht Mal übermäßig stark!
Doch dann wende ich mich ab und folge einer kleinen Straße ins Ortsinnere. Schon bald komme ich vorbei an einem Geschäft, das neben vielen Dekoartikeln auch Postkarten verkauft. Und schon bin ich drinnen. Genau solche Postkarten habe ich gesucht, dann kann ich ja doch welche verschicken!
Mittlerweile hatte ich etwas Hunger, viel mehr sogar Appetit. Draußen habe ich ein Schild für ein Panenkokenhuis gesehen, da will ich was essen. Also folge ich den Schildern, bis ich wieder da stehe wo ich losgelaufen bin. Es ist schön hier, all die kleinen Gassen und uralten Häuser. Und dann die Schilder vor den Läden die man wohl auch als Kunst in einer Galerie ausstellen könnte. Und dazwischen ein, zwei kleine Kanäle….
Ich irre weiter zwischen den Häusern umher. Eigentlich kann es doch gar nicht sein, so groß ist der Ort nicht! Mehr als einmal finde ich mich am selben Ort wieder, laufe im Kreis.
Dann, plötzlich entdecke ich es. Ich war hier schon mehrmals, bin dran vorbei gelaufen. Wie ich das geschafft habe ist mir selbst ein Rätsel, das Pannenkokenhuis ist nicht unbedingt unauffällig. Ich komme nicht umhin zu vermuten, das ein teil von mir vielleicht es einfach genossen hat sich dieses Dorf anzusehen.
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Die Ereignisse in diesem Teil geschahen am 18.03.2015
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