Segeln im Winter

Wintersaison. Die meisten Boote sind schon aus dem Wasser, stehen aufgebockt an Land. Die ersten Segler zählen schon die Tage bis die nächste Saison wieder anfängt. Eindeutig ein Zeichen von Untersegelung.

Aber warum?

Natürlich, es gibt arbeiten am Boot die gemacht werden müssen. Neues Antifouling, ein neuer Rumpfdurchlass, überhaupt mal wieder etwas am Unterwasserschiff machen. Außerdem ist im Winter ja das Wetter schlecht, es ist kalt und man kann ja eh nicht segeln.

Das einige Häfen im Winter ihre Steganlagen aus dem Wasser holen hilft auch nicht unbedingt dabei.

Aber warum kann man im Winter nicht segeln? Es gibt sie, die Segler die ihre Boote im Wasser lassen. Also kann die Pflege nicht das schlagende Argument sein.

Streng genommen kann man nur dann nicht segeln, wenn das Gewässer zugefroren ist. Letzen Winter gab es allerdings keinen Monat in dem ich nicht segeln gehen konnte – und das auf Baggerseen!

Mit BEA habe ich das große Glück das es kein „Winterlager“ in dem Sinne gibt. Wenn ich nicht segle lagert meine Kleine im Keller – egal ob gerade Sommer oder Winter ist. Und so kommt ist das meine Saison am 31.12. endet nur um dann am 1.1. wieder anzufangen. Hier eine Auswahl von acht Gründe warum ich gerne im Winter segle.

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  1. Die Natur

Frühjahr, Sommer und Herbst sind warm, lebendig, freundlich. Es ist angenehm und schön. Doch im Winter ändert sich dieses Bild. Die Landschaft hat etwas wildes, unzähmbares. Es ist wunderschön, etwas das ich in der Form im Sommer nicht gefunden habe. Es ist ruhig, die Natur schläft. Umso außergewöhnlicher erscheint es einem wenn man doch eine Pflanze oder ein Tier sieht das der Jahreszeit trotzt.

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  1. Die Menschen

Ihr denkt die Einheimischen wären während der Saison freundlich? Sicher, das sind sie. Doch im Vergleich zu der Gastfreundschaft die ich im Winter erlebt habe ist das noch gar nichts. Für gewöhnlich war ich der einzige Tourist weit und breit, hatte Häfen für mich alleine. Vielleicht war es nur Zufall doch ich hatte in Gesprächen immer wieder das Gefühl als wären nun, wo nicht mehr mehr Touristen als Einheimische unterwegs sind die Einheimischen noch offener und herzlicher. Bei der Freundlichkeit, die einem in Friesland auch im Sommer begegnet erstaunlich.

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  1. Die Orte

Saison heißt auch volle Städte, überfüllte Läden, Menschenmassen. Mal in Ruhe durch eine Stadt schlendern, sie genießen, ein Bild von einem schönen Gebäude in der Altstadt machen ohne das einem Menschenhorden vor die Kamera rennen? Im Winter kein Problem. Denn bis auf ein paar Einheimische sind die Straßen leer.

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  1. Die Liegeplätze

Mit BEA finde ich nun wirklich immer ein Platz. Irgendwie. Irgendwo. Im Winter hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes ganze Häfen für mich alleine! Man stelle sich vor: Abends in eine Stadt einlaufen und sich einen beliebigen Platz aussuchen statt als fünfter im Päckchen zu liegen.

...da bleibt auch Geld für Sowas

…da bleibt auch Geld für Sowas

  1. Die Kosten

Bei meinem Törn durch Friesland letzten Winter habe ich in zwei Wochen für Liegeplätze in Häfen und einen Parkplatz für mein Auto um die zwanzig Euro bezahlt. In den meisten Häfen konnte ich kostenlos bleiben. Dafür gab es dann zwar nur eingeschränkte Sanitäre Anlagen, doch damit kann man sich ja arrangieren. So eine Wäsche im Kanal ist ab dem zweiten Mal gar nicht mal sooo schlimm.

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  1. Das Wetter

Ja, es kann schon mal kalt werden. Und neblig. Stürmig. Verregnet und verschneit. Glücklicherweise gibt es aber auch schöne Perioden. Ich hatte im März besseres Wetter als Ende August/Anfang September. Mit der Temperatur sollte man zurecht kommen. Tagsüber warme Kleidung, nachts einen guten Schlafsack oder eine Heizung sind Pflicht. Mehr ist eigentlich nicht nötig, wird der Wind zu stark macht man das gleiche wie im Sommer: Deckung suchen und warten bis es vorbei ist.

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  1. Das Gefühl

All dies gibt dem ganzen doch noch mal ein anderes Feeling. Wo im Sommer hunderte, wenn nicht tausende Segler unterwegs sind, ist man im Winter… alleine. Kein Trubel sondern ruhe, Entspannung und der Geschmack von Abenteuer. Du willst beim Segeln das Gefühl haben ein Entdecker zu sein? Dann segle im Winter! Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl morgens das Eis vom Boot zu schieben, den vereisten Knoten zu lösen und sich von einer kühlen Winterbriese aufs Wasser schieben zu lassen. Große Seen für sich alleine zu haben, diese klare, frische Luft einzuatmen, laut zu singen – und die Einsamkeit zu genießen.

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  1. Das Segeln

Doch selbst wenn einen all dies kalt lässt, man wärme und Trubel viel lieber mag: Mal ehrlich, als Segler segelt man doch gerne. Und statt ungeduldig die Tage bis zur nächsten Saison zu zählen – würdet ihr da nicht viel lieber all den Platz auf dem Wasser für euch nutzen, die Leinen Lösen, das Segel setzen und segeln?

 

Wie denkt ihr darüber?

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Sebastian