Die Niederlande sind als eine Nation von Campern bekannt. Vielerorts gibt es Campingplätze, vom Minicamping auf dem Bauernhof bis zu großangelegten Campingplätzen mit Schwimmbad und Supermarkt. Was hingegen nicht (legal) möglich ist, ist wild campen. Denn das ist in den Niederlanden strengstens verboten, wer erwischt wird dem drohen Geldstrafen.
In der Provinz Friesland gibt allerdings eine Möglichkeit, das Erlebnis „Wild campen“, diese extreme Nähe zur Natur die auf jedem Campingplatz und in jedem Hafen fehlt zu erleben.
Die Marrekrite-Plätze.
Was ist ein Marrekrite Platz?
Marrekrite ist ein Verein, der in der Provinz Friesland zahlreiche Liegemöglichkeiten für Boote bereithält. Viele von ihnen liegen in traumhafter Lage mitten in der Natur. Teilweise ist es nur eine Boje, an einigen der Plätze kann man nicht an Land gehen. Teilweise kommt man an Land aber darf nicht campen. Doch an einer ganzen Reihe dieser Plätze ist das Zelten bis zu drei Nächte ausdrücklich erlaubt. Besonders im Bereich der großen Friesischen Meere gibt es zahlreiche dieser Plätze, es ist somit problemlos über mehrere Tage hinweg außerhalb von Häfen und Zeltplätzen ganz legal zu kampieren. Und wo sonst hat man (mit etwas Glück) eine Insel für sich ganz allein?
Woran erkenne ich, ob ich an einem Marrekrite Platz zelten darf?
Die Marrekrite Plätze sind mit Schildern markiert. Die Beschilderung hat sich über die Jahre immer mal wieder geändert. Wo man Zelten darf ist dies allerdings auf dem Schild vermerkt. Zudem gibt es im Internet (hier) eine Karte mit jenen Plätzen auf denen man Zelten darf. Es empfiehlt sich die Karte auszudrucken oder die entsprechenden Plätze auf einer anderen Karte zu markieren. So habe ich all diese Plätze auf meiner Wasserkarte deutlich markiert. Vor Ort sollte man allerdings trotzdem genau auf die Schilder sehen. Es gibt teilweise mehrere Plätze nah beieinander so das man manchmal als Camper den richtigen Platz suchen muss. Außerdem ist die Karte nicht 100%ig – ich habe unterwegs durch Zufall einen Platz gefunden der zwar nicht eingezeichnet ist, an dem man aber trotzdem Zelten darf.
Infrastruktur
Wie beim traditionellen Wildzelten gibt es keine richtige Infrastruktur. Es gibt die Möglichkeit das Boot festzumachen und Müllcontainer. Allerdings bereits bei den Müllcontainer gibt es eine Einschränkung: Denn die sind außerhalb der Saison abgeschlossen. So musste ich bei meinem Wintertörn meinen Müll teilweise über Tage mitschleppen, bis ich ihn entsorgen konnte.
Auch sollte man sich Gedanken über den Klogang machen. Schließlich mag niemand beim Spaziergang in der näheren Umgebung über die Überreste stolpern.
Auch ist zu bedenken das einige der Plätze keine direkte Landanbindung haben. So schön es auf diesen Inseln sein kann, gerade bei einer unsicheren Wetterlage außerhalb der Saison wäre ein Mangel an Wasser und Essen kein Vergnügen.
Was koste es?
Wie, was kostet es? Die Instandhaltung der Marrekrite Plätze ist Arbeit und auch nicht ganz kostenlos möglich. Daher gehört es sich den Marrekrite Wimpel zu kaufen. Es gibt ihn jedes Jahr in einer neuen Farbe, 2015 kostet er 15 €. Dafür kann man die Plätze beliebig oft nutzen!
Wie voll sind die Plätze?
Neben dem Wetter hat auch die Jahreszeit einen großen Einfluss. Im Winter war ich fast immer alleine an den Plätzen, hatte ganze Inseln für mich. Eine faszinierende Erfahrung. Während des Sommers kann es gerade bei gutem Wetter an den schönen Plätzen schon mal voll werden. Selbst ich mit meinem 8 Fuß Boot musste nach Sonnenuntergang zusehen einen Liegeplatz zu finden. Kanuten können ihr Boot natürlich einfach an Land ziehen.
Anders als am Steg war an Land immer Platz. Es scheint mir als würde die Möglichkeit auf den Plätzen zu zelten eher weniger in Anspruch genommen werden.
Es gibt zahlreiche Marrekrite-Plätze in Friesland. Auf meinen Törns habe ich fünf davon genutzt – manche davon auch mehrfach. Diese möchte ich hier nun vorstellen:
An der Kanaleinfahrt am Nordufer von De Morra
N52°53.869′ – E5°26.533’
Dieser Platz ist auf der weiter oben verlinkten Karte nicht eingezeichnet – und wurde von mir nur durch Zufall entdeckt. Es ist der einzige Platz den ich genutzt habe, der nicht auf einer Insel war. So kann man vor hieraus problemlos einen Ausflug nach Koudum unternehmen. Die Aussicht ist ein Traum, Abends geht über dem Kanal die Sonne unter und bietet einen traumhaften Anblick. Nach Süden erstreckt nicht De Morra, ein größerer, Schilfgesäumter See. Neben dem Platz verläuft ein Spazier- und Fahrradweg (geteert). Auf der anderen Seite des Weges erstrecken sich Felder. Eine Schwäche hat dieser Platz allerdings: Er ist praktisch gar nicht windgeschützt. Es gibt keine größeren Bäume, das Land ist flach. Und so muss man recht schnell beim Aufbau des Zeltes darauf achten, das es nicht wegfliegt.
Insel Im Grutte Gaastmar
N52°58.060′ – E5°31.084’
Bei der Anfahrt muss man genau hinsehen. Es gibt hier eine Vielzahl an Liegeplätzen und nicht an jedem kann und darf man das Zelt aufschlagen. Der Liegeplatz ist allerdings sehr geschützt, selbst bei stärkeren Winden liegt das Boot hier gut und sicher im Wasser. Ich sah auf dem See schon eine ordentliche Welle, das Wasser am Liegeplatz hat sich trotzdem kaum gekräuselt. Im Prinzip ist man hier auf einer Insel. Allerdings ist diese Insel nur durch ein Rinnsal vom Festland getrennt, ich konnte es problemlos überschreiten. Gleich dahinter befindet sich aber abgesperrte, Landwirtschaftliche Nutzfläche. Die Insel eignet sich für einen kleinen Spaziergang, es gibt sogar eine Bank auf der Nordseite von der aus man eine wundervolle Aussicht über das Wasser hat. Der Platz ist mäßig Windgeschützt, die großen Bäume sind ein Stück weg,, letztlich schützt nur das hohe, Ungemähte Graß vor dem Wind.
Kanalinsel östlich von Heeg
N52°58.029′ – E5°37.894’
Gleich auf der anderen Kanalseite findet sich eine weitere Insel. Meines Wissens nach ist auch auf ihr das Zelten erlaubt, allerdings habe ich es nicht überprüft. Die Insel ist nicht übermäßig groß,, ein Spaziergang ist schnell beendet. Dafür ist der Platz nur nach Süden hin nicht windgeschützt, was bei allen anderen Winden den Aufbau sehr erleichtert. Hohe Bäume halten den Wind recht gut ab. Ich hatte das Pech auf diesem Platz zu nächtigen als der Landwirt auf dem Acker gleich auf der anderen Seite (Süden) mit Gülle gedüngt hat. Die Lage des Liegeplatzes hingegen ist gut, innerhalb weniger Minuten kommt man von hier mit dem Boot nach Heeg.
Insel am Ostende von Sneek
N53°01.453′ – E5°41.835’
Die Insel gleich am Ortsausgang von Sneek gelegen. Hier gibt es mehrere Stege, nicht an jedem ist das Zelten erlaubt. Man muss also genauer hinsehen. Größter Pluspunkt dieses Platzes ist seine Lage. Gleich auf der anderen Kanalseite liegt Sneek, die Innenstadt erreicht man mit einem kurzen Schlag.. Die Insel ist etwa doppelt so groß wie die östlich von Heeg. Pfade zwischen hohem Graß und Schilf führen von einem Steg zum nächsten, die Plätze zum Zelten liegen gut versteckt im hohen Graß. Dank des hohen Graßes sind die Plätze für die Zelte recht gut geschützt. Dies hat allerdings auch einen Preis:Abhängig davon wo man das Zelt aufgebaut hat sieht man vom Zelt aus das Boot nicht mehr. Ein weiterer Nachteil ist, das man von der Insel aus die Geräusche der Stadt hört. Glücklicherweise ist das Gezwitscher der Vögel die meiste Zeit lauter.
Insel auf dem Terhemster Puollen (Wasserfläche Östlich vom Sneeker Meer)
N53°02.154′ – E5°47.984’
Viel schöner kann man in Friesland nicht liegen. Die Insel ist traumhaft schön und groß. Es lässt sich wunderbar über sie spazieren, es gibt sogar einen kleinen Bach mit Brücke. Vom Steg aus sieht man über das Wasser auf eine Art Windmühle, die Sonne geht über dem Wasser unter und tunkt die Gegend ins Goldgelb. Der Platz ist je nach Windrichtung geschützt. Ihn zu finden ist unter Umständen nicht ganz einfach, da sich in diesem Bereich einige Inseln befinden. Doch es lohnt sich, die Lage ist ein Traum. Hier ist es ruhig, alle Orte sind ein Stückchen entfernt. Am nähesten ist noch Akkrum, doch auch diese Stadt ist rund 2 Kilometer entfernt. Wer Ruhe und Natur sucht und eine gewisse Einsamkeit zu schätzen weiß, der wird diesen Ort vermutlich lieben.
Fazit
Im Großen und Ganzen ist es aber alles ganz einfach. Die kleinen „Nachteile“ werden durch die unglaublichen Lagen und die Ruhe mehr als aufgewogen. Jedem der mit Booten in Friesland unterwegs ist kann ich nur empfehlen diese Möglichkeit zu nutzen.
Links:
Karte der Marrekrite-Plätze auf denen man zelten darf
Kennt ihr Marrekrite bereits? Welche Plätze sind euch in Erinnerung geblieben? Was war eure Erfahrung? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!